KOMMUNISTISCHE VERBRECHER
MARXISTISCHE GEWALTTÄTER
LENINISTISCHE PSYCHOPATEN

ODER

DAS VERHÄLTNIS
ANARCHISMUS UND RAF

vorbemerkung

[RAF] gegen den ersten teil der ueberschrift werden viele (und mit recht natuerlich) protestieren, ihn als eine diffamierung und denunziation empfinden, sie werden entruestet die begriffskombinationen als das werk von reaktionaeren und verleumdern attacktieren. so soll's sein! wie sieht es jedoch mit der entruestung aus, wenn wir statt kommunistisch, marxistisch, leninistisch ' anarchistisch' einsetzen?

fest steht inzwischen, dass die ausserordentlichen fahrlaessigen begriffsverwirrungen (nicht allein in der buergerlichen presse) nicht nur der politischen manipulation dienen, sondern tiefergehende absichten hegen. in dem gezielten gebrauch von 'anarchistisch' fuer die irrsinnigsten ereignisse, fuer die fragwuerdigsten theoretischen aeusserungen spiegelt sich die bereitschaft zu einer treibjagd - und das in ost und west -, die alles "ausmerzen", "ausrotten", "liquidieren", "vernichten" will, was nicht in konforme denkschemata passt.

die unehrlichkeit von rudi dutschke - stellvertretend fuer das verhalten eines teiles der linken - und das interesse der "grossen" politik (ost-west-entspannung) machen dort gemeinsame sache, wo dutschke vor der solidaritaet mit anarchisten (nicht vor terroristen, gewalttaetern) und brandt vor "anarchistischen gewalttaetern" warnt. brandt und genossen koennen aus politischem interesse nicht gut sagen: die RAF, das ist eine kommunistische, eine marxistische verbrecherbande, wenn zur gleichen zeit die entspannungspolitik mit der ddr und der udssr halbwegs stoerungsfrei weiter ausgebaut werden soll. der marxist dutschke und der sozialdemokrat brandt einigen sich einfachheitshalber auf die anarchisten - hier kann folgenlos denunziert und gelogen werden.

zum problem

die auseinandersetzungen und diskussionen mit den praktiken der RAF sind bisher fast staendig in der gewaltproblematik steckengeblieben. inwieweit diese einseitige tendenz u.a. symptomatisch fuer unser denken ist, inwieweit wir mit unserer denkgewohnheit zur gewaltfrage von den herrschenden inhalten abhaengig sind und diese kopieren, soll im folgenden diskutiert werden. darueberhinaus erscheint es uns sehr wichtig, auf zusaetzliche probleme, die bisher in der RAF-diskussion vernachlaessigt wurden, einzugehen.

    a) in der auseinadersetzung mit der RAF und ihren theoretischen schriften ist das herauskristallisieren ihres revolutionsbegriffs deshalb wichtig, weil wir nach klaerung des theoretischen hintergrundes in der lage sein werden, eine einschaetzung der kampfformen zu leisten und auch ansatzweise erkennen koennen, wie die gesellschaft nach der revolution aussehen wird. die revolutionsvorstellungen der RAF sind ohne betrachtung der marxistischen revolutionstheorie und praxis nicht erkennbar.

    b) in den ueberlegungen der RAF, wie die gesellschaft heute zu veraendern sei, wie die menschen innerhalb des kapitalistischen systems neue, dem sozialismus entsprechende vorwegnehmende lebensformen praktizieren koennen, ist ausschliesslich die einseitige antwort des bewaffneten kampfes zu entdecken (die recht mageren hinweise auf basisarbeit usw. muessen wir unberuecksichtigt lassen, da kaum nennenswerte inhaltliche ueberlegungen bestehen).

    c) der bewaffnete kampf erscheint bei der RAF als beinahe einzige moeglichkeit, die herrschenden verhaeltnisse zu veraendern. der bewaffnete kampf schliesst anwendung von gewalt selbstverstaendlich nicht aus; die gewalt ist der motor, die antriebskRAFt fuer veraenderungen. das problem, wie veraendert sich der gewalt-taetige, welche psychischen verwundungen zieht er sich zu, ist fuer die RAF indiskutabel.

revolution ist ein bruch
nicht nur mit der etablierten
gesellschaftlichen ordnung,
sondern auch mit der psyche
und der menatlitaet,
welche sie zuechtet.

murray bookchin

revolutionsverstaendnis
der RAF bzw. des marxismus

das revolutionsverstaendnis der RAF ist von der marxistischen revolutionsvorstellung gepraegt. revolution ist demnach der "autoritaerste akt" ("haben sie einmal eine revolution gesehen, meine herren? eine revolution ist gewiss die autoritaerste sache, die es gibt." - friedrich engels), verbunden mit den blutigen wehen einer neuen gesellschaft (marx). revolution bedeutet in diesen kategorien: die machtfrage stellen, sie zugunsten der "proletarischen revolution", der diktatur des proletariats loesen. die revolution wird als eine unentbehrliche katastrophe (volkskrieg, klassenkrieg) gesehen, die sich aufgrund der oekonomischen widersprueche "naturnotwendig" ereignen wird. erst durch die revolution wird der arbeiter, das volk befreit werden ("freiheit durch bewaffneten antiimperialistischen kampf", RAF), erst die revolution ermoeglicht ein menschenwuerdigeres leben.

die marxistische revolutionsvorstellung und die der RAF sind mit allen buergerlichen untugenden behaftet: die revolution hat - diesem verstaendnis entsprechend - nicht die aufgabe, eine aufloesung der macht herbeizufuehren, sondern die revolution dient der machtsicherung (alle macht dem volk durch eroberung der gewalt - RAF spruch); die revolution wird nicht gemacht, um die herrschaft des menschen ueber den menschen zu beseitigen, sondern um die herrschaft des proletariats ueber die bourgeoisie (oder RAF entsprechend: herrschaft des volkes ueber die imperialisten) zu erlangen. die revolution hat nicht zum ziel, die moeglichkeit der freiheit aller menschen zu garantieren, sie hat im gegenteil die aufgabe, die freiheit des proletariats (des volkes) zugunsten der unterdrueckung aller reaktionaeren- liberalen- sozialdemokratischen- revisionistischen- konterrevolutionaeren kraefte zu sichern. diesem revolutionsverstaendnis gemaess bemaechtigen sich die ehemals unterdrueckten (proletariat/volk) aller instanzen, zentren und "schaltstellen" der macht ihrer frueheren herren (der bourgeoisie, der imperialisten). was hier lediglich geschieht, ist ein machtwechsel, personalaustausch; an der hirachie der unterdrueckung aendert sich nichts. der einzige unterschied besteht in den anderen befehlshabern.

marx schreibt z.b. in den randglossen: "die revolution ueberhaupt - der umsturz der bestehenden gewalt und die aufloesung der alten verhaeltnisse - ist ein politischer akt. ohne revolution kann sich aber der sozialismus nicht ausfuehren. es bedarf dieses politischen aktes, soweit er der zerstoerung und der aufloesung bedarf."

politik, politische verhaeltnisse sind fuer marx ausdruck und auswirkung der klassenherrschaft. unklar ist daran: wenn also "politische revolution" den buergerlichen klassenstaat zerschlagen soll, wie soll dann diese "politische revolution" zur konstituierung, zum aufbau einer neuen gesellschaft - des sozialismus - faehig sein, wo sie doch eigentlich ausdruck der buergerlichen gesellschaft und demnach auch mit allen untugenden und verbrechen behaftet ist?

wir koennten noch unzaehlige zitate herbeischaffen, aber sie alle wuerden kaum in der lage sein, etwas anderes darzustellen als die fuer marx typische negative, aufloesende funktion der revolution. die revolution ist bei marx der letzte politische akt und aehnlich sieht es die RAF: die weltrevolution findet im globalen volkskrieg ihren abschliessenden, macht und gewalt erobernden schlusspunkt; die RAF belastet ihr militaer-politisches gehirn nicht mit der frage, wie die gesellschaft, wie die welt nach diesem inferno an bewaffneten kaempfen aussehen koennte, wie die menschen sich auf den von der weltrevolution zurueckgelassenen schlachtfeldern errichten werden.

vielleicht ist es bezeichnend: marx schrieb das kapital und nicht die revolution; die RAF spricht von emanzipation und befreiungskampf - die kampf- und denkformen lassen allerdings auf alles andere als auf emanzipation und befreiung schliessen.

neue arbeits- und lebensformen
unter kapitalistischen bedingungen

vereinzelt erscheinen in den RAF-texten hinweise auf die notwendigen basisaktivitaeten, auf den unbedingt erforderlichen zusammenhang von militaerischen aktionen und der arbeit in den stadtteilen. diese sehr spaerlichen andeutungen werden jedoch von den RAF-theoretikern nicht weiter durchdacht. das ist, ihrer strategie entsprechend, aufgabe der genossen, die "legal" arbeiten. diese genossen haben auch die aufgabe, die aktivitaeten der RAF dem volk verstaendlich zu machen und auf den politischen hintergrund hinzuweisen.

wir sind der ansicht, dass die mangelnde bereitschaft der RAF, sich ausfuehrlicher ueber stadtteilarbeit, betriebsarbeit usw. zu aeussern, nicht nur eine laune ist, sondern, entsprechend ihren politischen vorstellungen, ueberhaupt nicht anders sein kann. ohne auf das avantgarde - masse einzugehen, laesst sich sagen, dass nach der RAF-konzeption das volk, die masse, das proletariat deshalb gefuehrt werden muss, weil es nicht nur einem total repressiven "kulturfaschismus" ausgeliefert ist, sondern auch, weil den massen exemplarische lehrstuecke gezeigt werden muessen. die massen, das volk sind objekte, die, instrumentalisiert, auf den "proletarischen-internationalistischen" weltrevolutionskurs gebracht werden sollen.

wer nun so sein verhaeltnis zum volk bestimmt, wird kaum ins volk gehen koennen, wird unfaehig sein, anderen aktivitaeten als denen des illegalen, bewaffneten kampfes vorrang zu geben, reduziert die aktivitaeten auf: vernichtung des ........... (zutreffendes einsetzen)

die ausschliesslich negativen, zerstoerenden handlungsvorstellungen sind natuerlich blind gegenueber bereits praktizierten neuen formen. wer aus theoretischen ueberlegungen die chancen negiert, innerhalb des kapitalismus aktiv antikapitalistische praxis zu betreiben, entmuendigt damit alle adressaten seiner politbotschaft. da alle vorbereitungen fuer die grosse klassenschlacht getroffen werden, ist die RAF nicht in der lage, die in verschiedenen gesellschaftlichen bereichen begonnenen kaempfe gegen das herrschende system zu reflektieren. die negation der bestehenden gesellschaft fuehrt zu nichts anderem als zu deren fortbestand, wenn nicht wesentlich radikaler alle sich gegen die heutige normierende zwangsgesellschaft ankaempfenden gruppen und individuen gesehen und unterstuetzt werden.

unbekannt scheinen der RAF buergerinitiativen, basiskomitees, freie schulen, selbsthilfeaktionen in unzaehligen bereichen, produktionsgenossenschaften, kommunen - eine vielzahl an modellen und formen der gegengesellschaft. als politische marxisten werden sie hinter all diesen ansaetzen revisionistische, utopische, sozialdemokratische gedanken erblicken, die es nicht wert sind, als revolutionaer, als systemsprengend in ihren ansaetzen akzeptiert zu werden.

diese ignoranz gegenueber versuchen einer vorwegnahme des sozialismus unter heutigen bedingungen gehoert zu einer der unzaehligen fehleinschaetzungen des marxismus. gekoppelt mit dem revolutionsverstaendnis ist diese art der ignoranz und der bekaempfung aller befreiungsversuche in der geschichte des marxismus tragisch (fuer einen teil der alten arbeiterbewegung) und heute auf keinen fall systemsprengend.

in der geschichte der arbeiterbewegung und hier insbesondere in der geschichte der genossenschaftsbewegungen laesst sich die ambivalente haltung von marx und co gut illustrieren. im kommunistischen manifest werden die genossenschaften als "kleine, natuerlich fehlgeschlagene experimente" bezeichnet. einige jahre spaeter, im 'achzehnten brumaire' wirft marx dem franzoesischen proletariat vor, es habe sich auf "doktrinaere experimente, tauschbanken und arbeiterassoziationen" versteift. dann, 1864, kommt er in der 'inauguraladresse der internationalen arbeiterassoziation' zu der gegensaetzlichen einschaetzung: "wir sprechen von der kooperativbewegung, namentlich den kooperativfabriken, diesem werk weniger kuehnen 'haende'. ... durch die tat, statt durch argumente, bewiesen sie, dass produktion auf grosser stufenleiter und im einklang mit dem fortschritt moderner wissenschaft vorgehen kann ... (und) lohnarbeit nur eine voruebergehende und untergeordnete gesellschaftliche form ist, bestimmt zu verschwinden vor der assoziierten arbeit ..." spaeter wiederum schreibt marx an engels (1866) ueber die genossenschaftlichen tendenzen: "proudhonisierter stirnerianismus. alles aufloesen, keine 'communes', die wieder einen 'verein' bilden, aber keinen staat."

zum schluss wollen wir noch auf die pariser kommune und die einschaetzung von marx eingehen. er sah in der kommune die "endlich entdeckte politische form". die kommune wollte "das individuelle eigentum zu einer wahrheit machen, indem sie die produktionsmittel, den erdboden, das kapital in blosse werkzeuge der freien und assoziierten arbeit verwandelt", d.h. nichts anderes als in produktivgenossenschaften assoziierte arbeit! und unter dem eindruck der tagespolitischen begeisterung, angesteckt vom jubel ueber die kommune, schreibt marx: "wenn die genossenschaftliche produktion nicht eitel schein und schwindel bleiben, wenn sie das kapitalistische system verdraengen, wenn die gesamtheit der genossenschaften die nationale produktion nach einem gemeinsamen plan regeln, ... was waere das anderes, meine herren, als der kommunismus, der 'moegliche' kommunismus?"

wir haben hier einige ueberlegungen von marx deshalb ausfuehrlicher zitiert, weil wir darlegen wollten, wie sehr der 'politiker' marx sich in seinen tagespolitischen polemiken und einschaetzungen von seinen theoretischen grundsaetzen loeste; wie sehr sein kampf gegen die "utopischen" sozialisten, gegen proudhon im besonderen, mehr als widerspruechlich war. die ueberlegungen von proudhon zu einem dezentralisierten gemeinwesen, zum foederalismus und zur assoziierten arbeit wurden von marx angegriffen und als phantastereien denunziert.

in dem verhaeltnis der RAF-genossen zu anderen politischen aktivitaeten sehen wir eine fortsetzung dieser marxistischen tradition ueberdeutlich bis in die heutige zeit hinein.

der fanatiker ist unbestechlich:
er toetet um einer idee willen,
aber ebenso gern erleidet er um
ihretwillen auch den tod.
in beiden faellen, ob tyrann
oder maertyrer, ist er ein
ungeheuer. kein mensch ist so
gefaehrlich wie derjenige,
der fuer seinen glauben gelitten
hat: die groessten menschheits-
verfolger gehen aus den reihen
der nicht gekoepften maertyrer
hervor

e.m. cioran

alle macht dem volk
durch eroberung der gewalt

dieser satz der RAF spiegelt die ganze verworrenheit, den theoretischen wirrwarr und das fehlen jeglichen gespuers fuer eine den zielen des sozialimus adaequate praxis wider. die schriften der RAF sind aufgeblaehte ballistische, militaertechnische denkkurzschluesse, deren theoretischer hintergrund und moralische basis derart festgefahren sind in den herrschenden denkkatergorien, dass es einmal notwendig ist, auf die unglaubliche faszination der gewalt naeher einzugehen.

wir, die wir das hier schreiben, waren (oder sind) der festen ueberzeugung, dass die these von herbert marcuse von dem 'naturrecht' auf widerstand, auf gegengewalt, eine der wichtigsten moralischen rechtfertigungen fuer die anwendung von gegengewalt war. die philosophische rechtfertigung marcuses erscheint uns heute mehr als banal, weil sie voellig uebersehen hatten, dass sich auch 'ohne' diese rechtfertigung, ja in den meisten faellen spontan aus den jeweiligen gesellschaftlichen konflikten gemeinsam mit den revolutionaeren kraeften eine widerstandsbewegung entwickelt, die - natuerlich in der anwendung von gewalt - den kampf gegen unterdrueckende zustaende und unterdruecker aufnimmt. die RAF nun versucht - unserer einschaetzung nach -, so etwas wie eine "theorie der gewalt" zu entwickeln, ruft, quer durch die geschichte, alle moeglichen beweise und rechtfertigungen fuer die gewaltanwendung zusammen und schiesst los. die RAF, in den kategorien des orthodoxen 'klassenkampfes' verfangen, sieht im klassengegner nichts anderes als das sich manifestierende verbrechen: der klassengegner ist ein schwein, das man abschlachten kann und muss!

die im marxistischen klassenbegriff verwurzelte rigiditaet und brutalitaet geht mit ihrem gegner - dem kapitalisten - so um, wie der kapitalist mit den revolutionaeren umgeht. da man den kapitalisten alles zutrauen kann, von ihnen nichts zu erwarten hat, sind im kampf gegen sie auch alle mittel erlaubt. der klassenfeind steht ausserhalb der eigenen moralischen, ethischen und humanen kategorien, fuer ihn gibt es kein pardon. diese moral - der kapitalist ist abgrundtief schlecht, der arbeiter absolut gut - fuehrt natuerlich zu der voellig wahnsinnigen, weil unreflektierten glorifizierung der gewalt.

marcuse spricht aalglatt von einer notwendigen oekonomie der gewalt, die RAF verwandelt in ihren kampfperspektiven den globus in ein schlachtfeld; schuetzengraeben sollen die wohnungen der revolutionaere sein, gewalt ihr futter. in der bisherigen diskussion zum problem gewalt - gegengewalt wurde nicht nur oberflaechlich diskutiert, sondern auch voellig unberuecksichtigt gelassen, dass sich gewalt und gegengewalt nicht voneinander loesen und dass in der form der gewaltanwendung staendig so etwas wie ein moralischer kontakt mit dem gegner bestehen bleibt. was bringt es, wenn die RAF glaubt, sie wuerde politisch, taktisch und propagandistisch andere mittel zur bekaempfung anwenden, wenn sie aber in der praxis nichts anderes leisten kann als eine billige kopie der herrschenden, uns alle unterdrueckenden gewalt? was die RAF aus den augen verloren hat - vielleicht war es nicht in ihrem bickfeld -, ist die sehr simple tatsache, dass die angewandten mittel entweder dem ziel entsprechend sind oder aber die zielvorstellung durch die anwendung gegensaetzlicher mittel verraten. wenn die RAF-genossen annehmen, dass ihre propagierten mittel nicht das ziel verraten, sind sie blind gegenueber der tatsache, dass zum teil die herrschende moral auch die moral der beherrschten ist. der RAF muesste aus der geschichte klar geworden sein, dass sich die unzaehligen widersprueche und probleme innerhalb der gesellschaft nicht im sinne des sozialismus loesen lassen, wenn unberuecksichtigt bleibt, dass eine revolution keine nur aeusserliche gesellschaftliche veraenderung ist, dass mit dem toeten von menschen noch lange nicht die in der gesellschaft wirkenden prinzipien vernichtet sind. wer immer den richter drenkmann toetete, toetete zwar den menschen, aber gegen das prinzip, das er verkoerperte, waren die schuesse nichts als platzpatronen. und gerade an diesem problem scheitern die meisten revolutionen.

den klassenfeind zu inhaftieren oder umzulegen (siehe satres hahnebuechenen aeuesserungen), mag eventuell ein technisches problem sein, was diese strategie nie schaffen wird, ist ein veraendertes bewusstsein des "volkes", der "massen", der "unterdrueckten", des "arbeiters". eines ist sicher: wenn die linke den "massen" nichts anderes als die kaerglichen aufbauarmeen anzubieten hat, wenn sie einen sozialismus propagiert, dessen "macht aus den gewehrlaeufen" kommt, wenn ihre alternativmodelle einer zukuenftigen gesellschaft mit den gleichen brutalen mitteln, wie sie die herrschenden anwandten, aufgebaut werden sollen, dann bedeutet das: fortsetzung der alten macht-, gewalt- und repressionsmethoden im neuen gewand.

Rote Armee Fraktion - Leninisten mit Knarre

Agit 883, Nr. 86, 6. Dezember 1971
Kommunistische Verbrecher - Marxistische Gewalttäter
Leninistische Psychopathen

oder

Das Verhältnis Anarchismus und RAF

Verlagsinfo Nr. 2
Thema: Guerilla, Anarchismus, Bewaffneter Kampf,
Gewalt und Emanzipation
Erlangen/Hamburg/Frankfurt/M./Gaiganz/
München/Berlin 1975

entnommen aus:

"Ich hasse zu hassen"

F. Amilié - Robert Halbach
Bernd Kramer

offener Brief an Horst Mahler

ISBN 3-87956-198-2

siehe auch: hinter der fassade

ueber den tod der systeme

was ist marx noch wert?

gewaltlose gegen-macht von unten

anpassung, rebellion und gewalt

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