"wir lassen uns nicht laenger von einer minderheit terrorisieren."
(heinrich albertz, regierender buergermeister von berlin, 3. juni 1967)
die ermordung benno ohnesorgs am 2. juni 1967
zusammengestellt von joerg prante
literatur zum 2. juni
abbildungen
vorwort
am 2. juni 1967 wurde in berlin ein student von einem deutschen
polizisten erschossen. karl-heinz kurras, 39 jahre alt, aus der
abteilung i (politische polizei) toetete benno ohnesorg, 26 jahre alt,
student der romanistik, pazifist und mitglied der evangelischen
studentinnengemeinde, bei einer demonstration gegen den besuch des
schahs von persien. benno ohnesorg hatte das erste mal in seinem leben
an einer demonstration teilgenommen. der tag wurde zum historischen
datum. an diesem tag trat eine "kleine radikale minderheit" von
studierenden, die jahre spaeter so getauften 68er, bundesweit als
oppositioneller faktor in erscheinung. die genauen vorgaenge um die
erschiessung benno ohnesorgs hatte wochen und monate spaeter erst ein
studentischer ermittlungsausschuss ermitteln koennen.
der todesschuss des
beamten der politischen polizei war keine zufaellige entgleisung eines
schiesswuetigen psychopathen, sondern resultat eines kalkulierten risikos
gewesen, das der senat und die polizeifuehrung eingegangen sind. die
ganze strategie der verdrehung, der verbreitung von halbwahrheiten,
vertuschungen und luegen, die regierung, polizei, justiz und presse
zusammen verfolgten, offenbarte sich. doch die schrittweise und muehsame
wahrheitsfindung aenderte nicht viel daran, dass sich dank der agitation
durch die presse die breite oeffentlichkeit der brd nach wie vor gegen
die studentinnenbewegung wandte. die hetze gipfelte in dem anschlag des
von der presse aufgestachelten 24jaehrigen anstreichers josef bachmann
auf rudi dutschke am 11. april 1968.
die schwierigen bedingungen, unter
denen die studentinnen damals selbstaendig und unabhaengig politik
machten und dabei die bundesdeutsche gesellschaft auf jahrzehnte
veraendern sollten, koennen wir heute rueckblickend aus einiger distanz
beurteilen, aber kaum richtig nachvollziehen. um so notwendiger
erscheint uns heute, 30 jahre danach, die veroeffentlichung dieser
dokumentation. denn heute scheint es leicht, die ereignisse des 2. juni
und der folgenden tage herauszuheben und zu glorifizieren. schwerer
faellt hingegen die politische analyse. wir wollen durch diese
veroeffentlichung, die zum groessten teil auf der in genauigkeit
unuebertroffenen darstellung des studentischen ermittlungsausschusses
basiert, einen beitrag dazu leisten.
es ist so viel ueber den tod benno
ohnesorgs und die unruhen, die ihm folgten, geschrieben worden, dass
leicht der eindruck ensteht, dieser moment habe entscheidend die
revolte gepraegt. der augenblick hatte aber eine gewisse beliebigkeit.
das zufallsgespraech am tresen einen abend zuvor belegt das. alles haette
schon monate vorher oder nachher - oder auch gar nicht - passieren
koennen. schon seit ende 1966 konnte die brutalitaet der polizeieinsaetze
und das ausmass der oeffentlichen hetze gegen die kleine kritische
minderheit der studierenden toedlich sein. diese folge der heute kaum
noch vorstellbaren ideologischen schaerfe des kalten kriegs in der
"frontstadt" berlin und das empfinden der akteure auf seiten der
polizei, der regierung, der presse und der studierenden wollen wir
versuchen nachzuzeichnen. das misstrauen gegenueber einer presse, die,
anstatt aufzuklaeren, pogromstimmung schuerte, und das misstrauen
gegenueber einer regierung und einer polizei, die sich gegenseitig in
ihrem fehlverhalten ermutigten und rechtfertigten, fuehrte dazu, dass
berliner studierende am 3. juni 1967 in der freien universitaet einen
untersuchungsausschuss gruendeten. er sollte die staatlichen organe zur
aufklaerung des polizeieinsatzes am 2. juni zwingen und zugleich die
mittel oeffentlicher kontrolle an die hand geben. die studierenden
sammelten unermuedlich augenzeugenberichte, fotografien, gingen auf die
strassen, befragten passanten und protokollierten diskussionen, gingen
in die gerichtssaele, um die reaktionen der justiz zu beobachten und
verfolgten die verhandlungen des parlamentarischen
untersuchungsausschusses. 650 schriftliche berichte, 100
tonbandaussagen, ca. 600 fotografien und dazugehoerige
identifizierungslisten, tonband- und filmmaterial, ausbildungs- und
dienstvorschriften sowie polizeiveroeffentlichungen, einsatzbefehle,
verlaufsberichte, verhandlungsmitschriften, urteile und
urteilsbegruendungen, presseartikelsammlungen und protokolle des
parlamentarischen untersuchungsausschusses sind auf diese weise
zusammengetragen worden. der polizeieinsatz vor der oper konnte durch
modelle des opernvorplatzes, durch fotos und filmaufnahmen und
zeugenbebachtungen genau rekonstruiert werden.
zu oft wird der
68er-glanz, gerade von unserer elterngeneration, medientraechtig
verherrlicht und bejubelt. und man gedenkt gern einem happening, das
unheimlich frech, witzig, bunt, originell, sexy etc., aber offenbar
kaum politisch gewesen sein soll. in den 68ern befanden sich in
wirklichkeit vor allem politische, aber unterschiedliche gestalten wie
rudi dutschke, ulrike meinhof, oder daniel cohn-bendit. mit rudi
dutschke, mit seinen tiefgreifenden analysen und ideen will die heutige
studentinnengeneration nichts mehr zu tun haben. viele wollen
verdraengen, worum es der studentinnenbewegung damals ging. heute wissen
die studentinnen: wer heute mit dem 68er-mythos spazierengeht, will
davon meist auf simple art profitieren und die damaligen ereignisse fuer
seine eigenen interessen gnadenlos verwerten. in diesem sinne wollen
wir den heute zumeist hochdotierten und etablierten alt-68erinnen nicht
erlauben, sich die vergangenheit so platt zusammenzubiegen, wie es
ihrer heutigen sichtweise entsprechen mag, indem wir ihnen unsere
dokumentation entgegensetzen. die 68er-studentinnenbewegung ist
geschichte, sie ist geschichte der ausserparlamentarischen opposition in
der brd, und sie ist unsere geschichte.
was koennen wir den ereignissen
aus dieser zeit, in der "alles moeglich schien", fuer die gegenwart der
berliner republik abgewinnen? schnell koennen sich die zeiten wieder
aendern. gerade vor dem hintergrund des aktuellen offensiven
rechts-konservativen klimas, neoliberaler globalisierung, der
massenarbeitslosigkeit, des sozialabbaus, des verdeckten und
institutionalisierten rassismus, der atomtransporte und neuer deutscher
traeume von bundeswehr-kriegseinsaetzen wollen wir nicht vergessen, dass
die herrschenden politischen kraefte immer die reale moeglichkeit haben,
unvermittelt und mit brutaler gewalt gegen unliebsame gesellschaftliche
gruppen vorzugehen. das muessen nicht immer die studierenden sein, und
es muessen nicht immer knueppel sein. "es gibt keine sicherheit fuer die
zukunft, dass wir nicht scheitern. aber wenn die freie gesellschaft sehr
unwahrscheinlich ist, bedarf es um so groesserer anstrengungen, die
historische moeglichkeit zu verwirklichen, ohne die sicherheit zu haben,
dass es wirklich gelingen wird. es haengt vom willen der menschen ab, dass
sie es schaffen und wenn wir es nicht schaffen, dann haben wir eine
historische periode verloren", sagte rudi dutschke damals. heute gilt
es, genau so zu denken, gerade weil die verhaeltnisse in deutschland
nach fast 15 jahren kohl-aera, der laengsten kanzlerschaft der brd,
versteinerter denn je erscheinen und der reaktionaere wind den politisch
und emanzipatorisch denkenden menschen so scharf ins gesicht blaest.
zur vorgeschichte des 2. juni
der konflikt zwischen studierenden und
gesellschaft entwickelte sich in berlin vom inneren der freien
universitaet nach aussen, wurde vom kampf um die hochschulreform zur
auseinandersetzung um die verhaeltnisse in der gesellschaft und um die
zukunft des politischen systems. als nicht vollstaendig abhaengige und
integrierte gesellschaftliche gruppe ergriffen die studierenden das
politische mandat, ueberwanden zum ersten mal in der geschichte der
bundesrepublik die staendischen interessenkonflikte und unterzogen das
politische system einer umfassenden kritik. im gleichen masse, wie nach
dem ende der wiederaufbau- und restaurationsphase der brd die
grundlagen dieses systems angezweifelt wurden, wuchs die kritik dieses
systems am politischen mandat der studierenden. die rein formale frage
nach dem politischen mandat durfte aber nicht von der sache, naemlich
der auseinandersetzung mit bestimmten gesellschaftlichen themen,
ablenken. in berlin verdankte die freie universitaet (fu), von den
alliierten 1946 gegruendet, ihr dasein als gegenkonzept zur forschung
und lehre unter kommunistischem vorzeichen einem selbsterteiltem
politischen mandat. politisches engagement war willkommen, solange es
mit dem herrschenden system konform ging.
die konflikte um
studienreform und zwangsexmatrikulation verlagerten sich 1966 von der
universitaet in die stadt, vom diskutieren ins demonstrieren. der rektor
antwortete auf die anliegen der studierenden mit disziplinarverfahren
und drohte mit relegationen. neue methoden der regelueberschreitung
wurden daraufhin von den studierenden erprobt, aber auch verworfen: "zu
schweren zusammenstoessen zwischen polizei und demonstranten kam es am
wochenende bei einer demonstration von 2000 studenten und jugendlichen
gegen den vietnam-krieg in west-berlin. als die demonstranten von dem
ihnen vorgeschriebenen marschweg abwichen, schlugen polizisten wahllos
mit gumminknueppeln auf sie ein, beschlagnahmten plakate und zerrissen
einige an ort und stelle. 74 jugendliche wurden von der polizei
festgenommen und 55 plakate beschlagnahmt." (frankfurter rundschau,
12.12.66) "spaeter veranstalteten jugendliche demonstranten auf dem
kurfuerstendamm eine art 'weihnachtspolitisches happening'. sie
errichteten einen weihnachtsbaum, der die amerikanische fahne und das
transparent 'spiesser aller laender, vereinigt euch' trug.
pappmache-koepfe von ulbricht und johnson wurden mit benzingetraenkten
strohhueten verziert und angezuendet. dazu erklangen weihnachtslieder...
zu den vorfaellen bei der demonstration erklaerte ein sprecher des
senats: 'berlin verurteilt das treiben der politischen rowdies, die
sich studenten nennen. die berliner sind sicher, dass sich auch die
mehrzahl der studenten von den rowdies distanziert. im uebrigen handelt
es sich dabei um eine verschwindende minderheit.'" (der tagesspiegel,
11.12.66)
die taktik, demonstrationen als spaziergaenge durchzufuehren,
erfanden die studierenden als antwort auf die pruegelei der polizei am
10. dezember. aktionen mussten unangreifbar fuer die polizei werden. die
studierenden entwarfen fuer ihre aktionen ein flugblatt: "... aus
protest gegen die brutalen schlaeger dieser demokratie gehen wir auf die
strasse. um uns nicht zusammenschlagen zu lassen, um nicht die hilflosen
opfer der aggressivitaet junger leute in polizeiuniform zu sein,
demonstrieren wir nicht in der alten form, sondern in gruppen als
spaziergaenger; wir treffen uns vorher an bestimmten punkten, um uns
beim nahen der freunde von der polizei zu zerstreuen... diese
spa-pro-taktik will die versteinerte legalitaet laecherlich machen, will
das irrationale der rationellen ordnung blosslegen, will durch spass
zeigen, dass die vor- und leitbilder dieser gesellschaft narren sind.
wir spazieren fuer die polizei! wir fordern fuer sie die
35-stunden-woche, damit sie mehr zeit zum lesen haben, mehr musse fuer
die braeute und ehefrauen, um im liebesspiel die aggressionen zu
verlieren, mehr zeit zum diskutieren, um den alten passanten die
demokratie zu erklaeren. wir fordern eine moderne ausruestung fuer die
polizei: statt des gummiknueppels eine weisse buechse, in der sich bonbons
fuer weinende kinder befinden und verhuetungsmittel fuer teenager, die
sich lieben wollen, und pornographie fuer geile opas. wir fordern eine
gehaltserhoehung: das gehalt muss groesser sein als der sold der
springer-schreiber, denn die polizei ist die letzte stuetze der
demokratie, denn eines tages wird sie als bewusste opposition der
'grossen koalition' in den bundestag einziehen muessen. ausschuss 'rettet
die polizei e.v.'" die berliner bevoelkerung wurde durch die
bild-zeitung auf leibhaftige buergerschrecks vorbereitet: "studenten
wollen wieder krawall!" 14 einsatzleiter und 205 beamte versuchen
stundenlang, auf dem ku'damm mitten in der vorweihnachtszeit
demonstranten zu fangen, die blitzschnell auftauchen, flugblaetter
verteilen und wieder verschwinden. das spiel macht muerbe und aggressiv,
die polizei dreht durch, bildet ketten und nimmt 74 menschen fest, die
meisten sind weihnachtseinkaeufer, ku'dammbummler, touristen und zwei
journalisten.
am naechsten tag rueckt die bild-zeitung wieder alles
gerade: "freifahrt in gruener minna fuer 86 krawallstudenten! von der
stirne heiss/floss der polizisten schweiss." die berliner polizei und
mit ihr die frontstadtpresse konnten es nicht ertragen, von den
studentischen aktionen an der nase herumgefuehrt zu werden. beim
versuch, sich mit taktischen methoden dem gegner anzupassen, der sich
den polizeiknueppeln nicht offen stellen wollte, musste die polizei auf
greiftrupps ziviler haescher zurueckgreifen. am jahresende 1966 kuendigte
der neue regierende buergermeister albertz an, er wolle aktiv zur
schlichtung der unruhe an der freien universitaet eingreifen. in seiner
eigenschaft als vorsitzender des kuratoriums der fu setzte er kurz
darauf die sperrung der im haushaltsplan vorgesehen mittel fuer die
studentenschaft durch. am 26. januar 1967 liess die staatsanwaltschaft
das buero des landesverbandes berlin des sozialistischen deutschen
studentenbundes (sds) durchsuchen und beschlagnahmte die
mitgliederkartei. grund: vier ehemalige rektoren empfanden sich als
adressaten des flugblatt-schlagworts von den "professoralen
fachidioten". 113 professoren, dozenten und assistenten forderten die
einsetzung eines parlamentarischen untersuchungsausschusses zur
ueberpruefung der vorgaenge bei der durchsuchung der sds-raeume und des
vorgehens der polizei gegen demonstranten. der sds beschaeftigte den
bundestag. auf eine anfrage des cdu-abgeordneten pohle, der nach dem
"kommunistischen einschlag" im sds fragte, antwortete der
innenstaatssekretaer professor werner ernst: "der bundesregierung ist
bekannt, dass im sozialistischen deutschen studentenbund
prokommunistische kraefte in letzter zeit stark an einfluss gewonnen
haben." (das parlament, 8.2.67) das verhaeltnis zwischen polizei und
studierenden wurde laengst zum massstab fuer den inneren zustand
west-berlins. senatsrat prill betonte auf einer podiumsdiskussion seine
auf "wilde demonstranten" gemuenzte aeusserung: "die sollen nur kommen,
dann kriegen sie eins mit dem knueppel auf den kopf, das ist dann ein
gutes uebungsfeld fuer unsere polizeibeamten." (die welt, 2.2.67)
am 5.
februar protestierten ueber 2000 studenten gegen den vietnam-krieg und
gegen die verhaftung von fuenf plakatklebern des sds, die in der stadt
etwa 50 plakate mit der ueberschrift "erhard und die bonner parteien
unterstuetzen mord" geklebt hatten. vom kurfuerstendamm zogen sie zum
amerikahaus beim bahnhof zoo, wo es erstmals in der deutschen
geschichte zu einem sitzstreik, einem "sit-in" kam. das war neu: wer
einfach so dasitzt, bedroht niemanden. gewaltfreier widerstand. auf den
protestschildern stand zu lesen: raus aus dem gefaengnis mit den
berliner studenten - verhandlungen mit der fnl!- frieden statt
diplomatenluegen - wo bleiben freie wahlen fuer vietnam? - statt
us-weltgendarm - freiheit und selbstbestimmung fuer vietnam -
solidaritaet mit kriegsgegnern in den usa! die antwort der polizei
lautete rabiater knueppeleinsatz. im getuemmel und gepruegel gelang es
einigen studierenden noch, die fahne der vereinigten staaten
herunterzuholen und einige eier gegen die fassade zu werfen.
das
oeffentliche echo am naechsten tag: "die narren von west-berlin!"
(berliner morgenpost, 6.2.67) und am uebernaechsten tag: "beschaemend!
undenkbar! kurzsichtig!" (bild-zeitung, 7.2.67), "inspektor sagt: eine
schande fuer unser berlin!" (bz, 7.2.67) am 6. april besuchte der
vizepraesident der usa, humphrey, west-berlin. dazu berichtete die
berliner morgenpost: "in einer blitzaktion nahm die politische polizei
gestern abend in berlin elf raedelsfuehrer fest, die fuer heute einen
anschlag gegen us-vizepraesident humphrey geplant hatten. den
verschwoerern wird verabredung zum mord oder zu schwerer
koerperverletzung vorgeworfen. die polizei ueberraschte mehrere
kommunistisch orientierte westberliner studenten beim abwiegen von
sprengstoff in behelfsmaessige kleine granathuelsen und beim einfuellen
einer aetzenden saeure in plastikbeutel... die kleine gruppe der
westberliner anhaenger des rotchinesischen parteichefs mao tse-tung
verkehrt regelmaessig in der pekinger botschaft im sowjetsektor." am
morgen nach humphreys besuch wurden die angeblichen verschwoerer wieder
freigelassen. bei ihrem "anschlag" hatten sie rauchkerzen, farbe und
pudding werfen wollen. die berliner polizei und die presse war in der
weltoeffentlichkeit blamiert.
als die studierenden sich am 19. april
gegen die repressiven massnahmen von senat und rektor mit einer
sitzdemonstration in der fu zur wehr setzten, hielt sich die polizei
zurueck. rektor lieber sprach von "faschistischen methoden", mit denen
die studierenden protestieren wuerden. die bild-zeitung schrieb am 27.
april ueber die "randalierer" an der "radau-universitaet": "das fass ist
jetzt voll!" und zitierte den pressereferenten des rektors: "jetzt wird
aufgeraeumt!"
der schah-besuch
in diesem fruehling 1967 erwartete die
bundesrepublik den besuch des schahs von persien, reza pahlevi, und
seiner frau, der schabanu, farah diba. die regenbogenpresse schwelgte
in maerchenhaften geschichten ueber den glanz des pfauenthrones. nach dem
sturz des persischen regierungschefs mossagdeh hatte der neue
machthaber ein brutales folter- und terrorregime eingefuehrt. die
exkursionen von staatsbesuchern nach berlin und moeglichst an die mauer
wurden in dieser zeit des kalten krieges zu einem ritual, und auch der
schah wurde davon nicht verschont. noch unmittelbar vor der reise laesst
sich der protokollchef der bundesregierung ueberzeugen, dass der
geregelte ablauf der staatsvisite gewaehrleistet ist. das
bundesministerium des inneren wuenschte hoechste alarmstufe fuer die
sicherheitsorgane und demonstrationen moeglichst fern von den
schauplaetzen des statsbesuches. die polizei hatte alles vorbereitet,
von der ehren-eskorte bis zu gefangenensammelstellen, von
verkehrsumleitungen bis zu greiftrupps und zur vorwarnung an
krankenhaeuser. oppositionelle perser waren ohne irgendeine
rechtsgrundlage in vorbeugehaft genommen worden. die autobahnen, auf
denen sich der kaiserliche wagenkonvoi durch die republik bewegte,
wurden fuer normalen autoverkehr gesperrt. der schah erlebte das
vergnuegen, ueber eine voellig leere autobahn zu fahren - waehrend sich auf
der gegenueberliegenden fahrbahn der verkehr bis zum stillstand staute.
zu einer ersten demonstration kam es am abend des 1. juni, als im
anschluss an eine informationsveranstaltung zur situation in persien
studierende vor die westberliner militaermission der cssr zogen, um
gegen die freundliche aufnahme des schahs in prag zu demonstrieren.
schon in der nacht vom 30. zum 31. mai hatten sds-mitglieder und der
"confoederation iranischer studenten" (cis) ueberall in berlin plakate
geklebt, die einen steckbrief des schahs mit der ueberschrift "mord"
enthielt. der "neue" am abend des 1. juni 1967 tauchte im jugendclub
"ca ira" in der muensterschen strasse in berlin ein neuer besucher auf,
den niemand der jugendlichen dort kannte. der besucher war ein student,
der erst vor kurzem von westdeutschland nach west-berlin umgesiedelt
war. die jugendlichen, die mit ihm an der theke ein bier tranken,
spuerten seine unerfahrenheit in den berliner verhaeltnissen und kamen
mit ihm darueber in eine erregte unterhaltung. sie lachten ab und zu
etwas hoehnisch, wenn der neue ihre erzaehlung ueber die zustaende in
berlin und besonders das brutale vorgehen der polizei auf den
demonstrationen der vergangenen monate rundheraus in einem brustton der
ueberzeugung als ueberspitzt, ja hysterisch abtat. nein, so ist es ja
wohl wirklich nicht, sagte er. doch, widersprachen sie ihm, genauso ist
es, dass die knueppel schon seit letztem jahr immer locker sitzen, das
haben wir schon fast alle auf unseren ruecken und koepfen zu spueren
gekriegt. und wenn er ihnen nicht glaube, bitte schoen, morgen habe er
gelegenheit, sich selbst davon zu ueberzeugen. wieso morgen? - weil
morgen seine majestaet, der folterkaiser schah reza pahlevi, mit seiner
illustriertenpuppe und ersatzsoraya persoenlich nach berlin kommt. ueber
5000 polizisten stehen zu seinem schutz bereit. mit drohendem unterton
schreiben die zeitungen, die situation ist polizeilich voellig im griff.
da wird es wieder rund gehen vor dem schoeneberger rathaus, oder abends,
an der strecke vor der stadt. "gut", sagte der neue, "das werde ich mir
morgen mit eigenen augen ansehen. schliesslich ist so eine demonstration
ja rechtmaessig. was soll da schon passieren?"
"tun sie das ding weg, hier wird nicht geschlagen!"
die "bz" meldete in ihrer morgenausgabe am
2. juni: "'helft der polizei, die stoerer zu finden und auszuschalten!'
diesen aufruf richtete gestern polizeipraesident erich duensing an die
bevoelkerung... polizeipraesident duensing bezeichnete gestern die
bekanntgewordenen plaene ueber stoeraktionen als wesentlich haerter und
konkreter als bei dem besuch des amerikanischen vizepraesidenten
humphrey." am morgen des 2. juni flog reza pahlevi nach berlin.
schahtreue perser hatten die erlaubnis erhalten, ihren kaiser mit
fahnen und jubelgeschrei auf dem flughafen zu begruessen. bei der ankunft
des schahs wandte sich der senatsprotokollchef rauch voller sorge an
den regierenden buergermeister albertz, um ihm eine sperrung des
vorplatzes der oper, die der schah abends besuchen wollte, zu
empfehlen. daraufhin kam es zu einer unterredung des regierenden
buergermeisters mit dem polizeipraesidenten noch auf dem flugplatz.
duensing berichtet: "... der regierende buergermeister, mit dem habe ich
noch ein paar worte gesprochen: 'guten tag' und 'na, heisser tag', und
'wird schon werden', und 'haben sie sorgen?', 'jawohl, wir haben alle
sorgen, wir sind froh, wenn er wieder weg ist.'" die polizei hat freie
hand.
ein berliner journalist berichtet ueber die stimmung der
verantwortlichen: "am mittag des 2. juni, kurz vor eintreffen des
schahs am rathaus schoeneberg, unterhielt sich der leiter des presse-
und informationsamtes des senats, peter herz, mit journalisten, die
dort auf der freitreppe die ankunft der autokolonne erwarteten. herz
befand sich angesichts der demonstranten in einer offenkundig gereizten
stimmung. auf frotzeleien von journalisten, wie er sich wohl am
heutigen 'tag der deutschen illustrierten' in berlin fuehle, reagierte
er mit der wuetenden bemerkung: 'na heute koennen diese burschen sich ja
auf etwas gefasst machen, heute gibt es dresche!'"
gegen 14.30 uhr
fanden sich die majestaeten im schoeneberger rathaus ein, um von dort aus
der berliner bevoelkerung zuzulaecheln. auf dem platz vor dem rathaus
hatten sich etwa 3000 studenten zu einer demonstration versammelt,
zurueckgehalten von rot-weiss-gestreiften eisengittern. walter siepmann,
cdu-mitglied und mitglied des rates der stadt schwelm, berichtet: "ich
stand unmittelbar hinter der absperrung und war zunaechst erstaunt, dass
kurz vor der ankunft des gastes zwei autobusse vor dem rathaus
vorfuhren, denen demonstranten mit schahfreundlichen plakaten und
faehnchen entstiegen. auf die sprechchoere junger berliner antworteten
diese leute vor der absperrung mit hochrufen auf den schah. ploetzlich
sah ich zu meinem schrecken, dass einer der schahanhaenger mit einem
totschlaeger, einer stahlspirale mit bleikugel, auf einen jungen mann
eindrang, der neben mir stand und lediglich gerufen hat. ich stellte
mich vor den bedrohten, vermutlich ein oppositioneller perser, und rief
dem angreifer zu: 'tun sie das ding weg, hier wird nicht geschlagen!'
daraufhin kamen noch weitere schlaeger, die mit holzlatten auf uns
losschlagen wollten. ich waere verletzt worden, wenn nicht andere
zuschauer mich zu meinem schutze zu boden gerissen haetten... die
angreifer schlugen so heftig zu, dass ihre latten teilweise auf der
barriere zersplitterten. sie versuchten sogar, einen jungen mann ueber
die absperrung zu zerren, vermutlich ein student, roter pullover, was
ihnen nicht gelang, da wir ihn zu mehreren festhielten. zu meinem
erstaunen schaute die polizei, die hinter uns aufstellung genommen
hatte, diesen angriffen gegen unbewaffnete minutenlang tatenlos zu."
die schah-anhaenger, ueberwiegend agenten des iranischen geheimdienstes
savak, waren mit langen holzlatten ausgeruestet. kaum regten sich aus
der menge der demonstranten protestchoere, "schah, moerder",
"mo-mo-mossadegh", die an vom schah gestuerzten regierungschef erinnern
sollten, kaum flogen ein paar farbbeutel, zu kurz geworfen, um den
schah zu treffen, da schlugen die "jubelperser" zu. mit ihren
holzknueppeln pruegelten sie wahllos und hemmungslos auf die
demonstranten ein. blut floss, studenten gingen zu boden. und die
deutsche polizei sah teilnahmslos zu, machte keine anstalten, die
knueppelei zu beenden. erst nach mehreren minuten griff die polizei ein
- auf der seite der perser. berittene polizei wollte die "schlaegerei
schlichten". sie tat dies, indem sie mit ihren peitschen auf die
demonstranten einschlug, auch auf die, die hinter der absperrung
standen. einige der demonstranten, die durch das handgemenge mit den
schahfreunden vor die barrieren geraten waren, wurden verhaftet. die
persischen schlaeger wurden weder festgenommen, noch wurden ihre
personalien festgestellt. als der schah in sicht kam, jubelten sie
erneut. das rote kreuz schenkte tee an sie aus.
"warum pruegelt ihr fuer den schah?"
am abend durften die jubelperser in zwei sonderbussen in
der kolonne der ehrengaeste zur deutschen oper fahren, wo das kaiserpaar
einer auffuehrung der oper "zauberfloete" von mozart lauschen sollte.
wieder durften sich die zum teil mit pistolen und ausweisen des
geheimdienstes ausgeruesteten jubelperser vor der absperrung formieren
und sich spaeter an der jagd der polizei auf demonstranten beteiligen.
gegenueber der deutschen oper an der bismarckstrasse befand sich ein
baugelaende. sechs meter vor dem bauzaun errichtete die polizei eine
etwa hundert meter lange barriere aus sogenannten "hamburger gittern",
die nicht geoeffnet werden koennen, wenn sich hinter ihnen eine dicht
gedraengte menschenmenge befindet. diesen langen, schmalen streifen
hatte die polizei fuer die demonstranten vorgesehen. der von der polizei
umstellte "schlauch" von sechs mal hundert metern war kaum zu betreten
oder zu verlassen, wenn er einmal mit menschen gefuellt war. ab 18.30
uhr fuellte sich der von der polizei vorbereitete raum langsam mit
menschen. dort, wo sie standen, waren sie am stoerendsten, und die
polizei hatte so keine schwierigkeiten, die gekommenen zuschauer und
demonstranten mit "stoerern" gleichzusetzen. die eintreffenden menschen
unterhielten sich mit einiger erregung ueber die schlimmen vorfaelle vom
mittag, dass sich die polizei nicht korrekt verhalten habe, dass sie nur
gegen demonstranten vorgegangen sei. einige junge leute, die auf dem
bauzaun sassen und sich in einigen der baeume niedergelassen hatten, wie
es bei anderen besuchen ueblich war, als etwa kennedy die stadt
besuchte, wurden von der polizei heruntergeholt. es wurde gleich mit
dem gummiknueppel zugeschlagen. zunaechst wurde gesagt: "runter!" und
dann wurde sofort zugeschlagen. einige leute hielten sich am bauzaun
fest und hingen auf der entgegengesetzten seite, als noch von
polizisten mit gummiknueppeln auf ihre haende geschlagen wurde.
allmaehlich begann sich die stimmung gegen die polizei zu richten. aus
der menge wurde auf die polizisten eingeredet: "sa! gestapo! warum
macht ihr das, fuer den schah pruegeln? wenn ihr bescheid wuesstet ueber
persien, wuerdet ihr dergleichen nicht tun! warum habt ihr das denn
noetig, uns hier fuer den schah in einer freien stadt zu pruegeln?"
"nehmen wir die demonstranten als leberwurst"
um 19.56 uhr war
es soweit. das kaiserpaar rollte im mercedes 600 vor das opernportal. auf
der gegenueberliegenden strassenseite, gut 30 meter von den staatsgaesten
entfernt, wurden unter den 3000 demonstranten wieder sprechchoere laut:
"buh, buh", "schah, schah, scharlatan", "moerder, moerder". tomaten,
farbbeutel und mehltueten zerplatzten auf der fahrbahn, weit weg vom
kaiserlichen ziel. vereinzelt flogen steine. unversehrt erreichten
schah und schahbanu die oper. der berliner polizeipraesident duensing
und sein kommandeur der schutzpolizei, hans-ulrich werner, konnten
ebenfalls die auffuehrung besuchen, und vorher noch den einsatzbefehl
erteilen: "wenn die oper begonnen hat, raeumen sie die suedseite, und
zwar von der mitte ab nach rechts, wo vorwiegend frauen und kinder
stehen, kein wasserwerfereinsatz, das gibt 'ne panik... und links
entsprechend der lage." auf einer pressekonferenz charakterisierte der
polizeipraesident die taktik spaeter als "leberwurst-prinzip": "nehmen
wir die demonstranten als leberwurst, dann muessen wir in die mitte
hineinstechen, damit die an den enden auseinanderplatzt." die stunde
der polizei begann. der schah war in der oper, fuer die demonstranten
war die demonstration zu ende. langsam wollten die demonstranten
abruecken, wollten sich auf die umliegenden kneipen verteilen und um
22.00 uhr nach schluss der mozart-auffuehrung zur verabschiedung des
schahs neu versammeln.
ploetzlich fuhren krankenwagen des roten kreuzes
auf, vierzehn insgesamt, mit einer "sondergenehmigung fuer den 2. und 3.
juni". die polizeibeamten, die sich in einer reihe vor den
demonstranten aufgebaut hatten, zogen die knueppel. einige schaulustige
versuchten, ueber die absperrgitter zu entkommen, wurden aber
zurueckgehalten. der student reinhard h. berichtet: "nachdem der schah
das opernhaus betreten hatte, wandte sich der mir bekannte und neben
mir stehende student peter h. an einen vor uns in der kette stehenden
polizeibeamten und fragte ihn, ob wir die absperrung verlassen duerften.
der polizeibeamte antwortete mit nein. auf eine weitere frage, warum
wir bleiben muessten, antwortete der polizeibeamte sinngemaess: 'das wirst
du gleich noch sehen.'" der zeuge bernd wittchen: "ich sah, wie ein
polizeibeamter eine rauchbombe in die dichtgedraengte menge hinter die
absperrung warf. da sie dicht vor mir niederfiel und die
rauchentwicklung so stark war, dass mehrere personen zu husten anfingen,
versuchte ich, sie zunaechst auszutreten. als mir das nicht gelang, warf
ich sie ungezielt auf die strasse zurueck. ein polizist loeste sich aus
der gruppe und rannte ueber die fahrbahn auf mich zu. er sprang ueber die
absperrung und zog mich, unterstuetzt durch seine kollegen, ueber das
gitter auf die strasse. ich leistete dabei keinen widerstand und
versuchte nicht zu entkommen. etwa sechs meter hinter der absperrung
wurde ich zu boden gerissen und bis auf die andere strassenseite
geschleift, wobei man mit gummiknueppeln und faeusten auf mich
einschlug." im gegensatz zu den demonstranten hatten die polizisten
recht klare vorstellungen von dem, was jetzt kommen sollte. die
journalistin monika nellissen berichtet: "neben mir auf dem
mittelstreifen formierte sich in der zeit eine kette von polizisten...
ein mann stand neben mir und fragte die polizisten: 'warum schlagt ihr
denn nicht einfach rein, ihr seht doch, was hier passiert.' und da
sagte ein polizist: 'wir warten ja nur auf das kommando.'"
der "harte kern"
um 20.04 uhr bildete der zum angriff bestimmte halbzug einen
stosskeil, setzte 36 meter von der krummen strasse entfernt ueber die
gitter hinweg und spaltet die dichtgedraengte menge in zwei haelften auf.
ohne die gesetzlich vorgeschriebene lautsprecherwarnung pruegelten die
beamten auf zuschauer und demonstranten ein. polizeichef duensing erhob
sich zu ehren des kaiserpaares von seinem platz und lauschte der
persischen nationalhymne; er wusste, was sich in diesen minuten vor der
oper als aktion "fuechse jagen" abspielte. juergen b. berichtet: "ein
ausweichen war unmoeglich, die situation war panikartig. einzelne
demonstranten riefen: 'das ist doch absurd! die sind wohl verrueckt
geworden!' und 'arme hoch! kopf schuetzen!'" instinktiv hatten sich die
demonstranten, die an der einstiegsstelle des keils sich aufhielten,
hingesetzt, um ihre gewaltlosigkeit zu demonstrieren. beate m.
berichtet: "als ich begriff, dass die polizei ohne vorwarnung haerter
einzugreifen begann, schrie ich mit anderen: 'hinsetzen!' etwa 75
demonstranten setzten sich mit viel muehe auf den boden, es war
furchtbar eng. wir glaubten, die polizei vom pruegeln abhalten zu
koennen, wenn wir passiven widerstand leisteten und unsere
gewaltlosigkeit bewiesen."
erst um 20.05 uhr forderte der
lautsprecherwagen b 53 die demonstranten auf, den suedlichen gehweg der
bismarckstrasse zu raeumen, da sie sonst in den "bereich polizeilicher
massnahmen" kaemen. die zeitangabe im merkbuch des lautsprecherwagens
wurde, so stellte sich spaeter heraus, nachtraeglich in schoenschrift in
die zeitliste eingefuegt. oberkommissar burck, der den ersten keil
fuehrte, bezeichnete die sitzdemonstranten als den "harten kern". die
polizisten kamen mit gezogenem knueppel ueber die strasse und drangen auf
der ganzen front des "harten kerns" ueber die gitter. es wurde 20.07
uhr. 52 meter von der krummen strasse entfernt stiess ein keil bis zum
bauzaun vor. der "harte kern" war eingekesselt. es setzte die brutalste
knueppelei ein, die man bisher im nachkriegs-berlin erlebt hatte. der
"harte kern" wurde von 80 polizisten gegen den bauzaun gedrueckt und
zusammengeschlagen. oberkommissar burck nannte das spaeter so: "es war
also unsere aufgabe, von anfang an, diesen langen schlauch, der dort ja
vorhanden war, abzukaemmen." blutueberstroemt brachen viele demonstranten
zusammen. eine junge hausfrau schlug unter den hieben lang auf die
strasse, wurde von polizisten aus dem getuemmel getragen und fand ihr
foto am naechsten tag in der zeitung wieder, versehen mit der
unterzeile, tapfere polizisten haetten sie aus dem steinhagel
"entmenschter" demonstranten gerettet. die krankenwagen fuellten sich in
wenigen minuten. demonstranten rannten in panischer angst davon -
soweit sie von der polizei nicht daran gehindert wurden.
"fuechse jagen"
es begann die aktion "fuechse jagen". polizeipraesident duensing war
wieder zu seinen leuten zurueckgekehrt. polizeitrupps rueckten den
fluechtenden demonstranten nach. georg a. berichtet: "ein maedchen
hatte... versucht, ueber den bauzaun zu entkommen. das war ihr zunaechst
auch gelungen, sie rannte schraeg in richtung krumme strasse ueber den
platz hinter dem bauzaun. sie wurde verfolgt von drei polizisten, die
mit knueppeln auf sie einschlugen." kriminalbeamte in zivil formierten
sich zu greiftrupps und ueberwaeltigten vermeintliche "raedelsfuehrer".
wieder mischten sich die jubelperser unter die beamten und griffen sich
auf eigene faust demonstranten. sie reichten die festgenommenen, vor
allem jene, die durch haar- und barttracht aufgefallen waren, an ihre
uniformierten kollegen zur "behandlung" weiter. unter ihnen befand sich
auch das mitglied der kommune 1, fritz teufel, der sechs monate wegen
falscher polizeilicher anschuldigungen in untersuchungshaft verbringen
sollte. "jungs, da werden unsere kollegen umgebracht" mit der raeumung
der bismarckstrasse ist ein zwischenziel erreicht, die kraefte werden neu
geordnet. die demonstranten fluechten sich auf ein wiesengrundstueck an
der ecke krumme strasse/bismarckstrasse. jetzt wurden auch wasserwerfer
eingesetzt.
im dunkel der nacht konnten die studenten kaum noch
ausmachen, wer polizist, wer zivilbeamter und wer schah-agent war.
einer der nichtuniformierten war der 39 jahre alte kriminalobermeister
karl-heinz kurras aus der abteilung 1, politische polizei. zusammen mit
seinen kollegen bildete er einen greiftrupp. gegen 20.30 uhr hielten
sich die beamten in der naehe des grundstuecks krumme strasse 66/67 auf.
auf der einen seite stand eine kette von polizisten, ihnen gegenueber
ein letzter pulk von demonstranten. sie riefen "moerder" und
"notstandsuebung". steine flogen in richtung der polizisten. joerg r.
berichtet: "die sperrkette der polizei stand am abschluss des hauses,
ich selbst zwischen dieser und der vorderen reihe demonstranten, und
zwar auf der strasse. es loesten sich aus einer gruppe von
kriminalbeamten, die auf der strasse stand, mindestens zwei mann und
gingen schnellen schrittes auf den oestlichen buergersteig. die dort
stehenden demonstranten wichen zu seite, der, auf den man es abgesehen
hatte (hartmut r.) wohl nach hinten zurueck in die menge. so stiessen die
kriminalbeamten mitten in die menge in richtung auf das freigeschoss,
vielleicht weil dort noch ein freier raum war, in den die demonstranten
zurueckweichen konnten." einige demonstranten draengten hinter den beiden
beamten der politischen polizei in den garagenhof, zum teil wohl, um
hartmut r. zu hilfe zu kommen, zum teil aus neugier, zum teil, um vor
den vorrueckenden wasserwerfern schutz zu finden. fuer die beamten auf
der strasse ist klar: ihre kollegen sind in einen hinterhalt geraten.
die zeugin erika s. berichtet: "neben mir sagte ein polizist in der
absperrkette: 'jungs, da werden unsere kollegen umgebracht.' daraufhin
sprangen ca. zehn bis zwoelf beamten teils ueber die bruestung, teils
liefen sie durch die einfahrt." im hof entstand eine panikartige
situation. die beamten stuermten mit erhobenen knueppeln den hof, alle
demonstranten versuchten herauszukommen. als sie aus dem gewoelbe
hervorkamen, erwartete sie bereits der wasserwerfer. keiner der
fluechtenden demonstranten konnte sich vorstellen, dass die polizei in
dieser situation von der schusswaffe gebrauch machen wuerde. einigen
demonstranten gelang es nicht mehr, den hof zu verlassen, da die
polizisten ihnen den weg abschnitten. spaetestens zu diesem zeitpunkt
wurde den beamten klar, dass es keinen "hinterhalt" gab. diejenigen, die
den parkhof nicht mehr verlassen konnten, wurden zusammengeschlagen.
die demonstranten sassen in der falle. goetz f. erlitt eine stark
blutende platzwunde am kopf und wurde von zwei polizisten solange
verpruegelt, bis ein polizeioffizier von der strassenseite sagte: "nun
hoert doch endlich auf." er wurde ins krankenhaus gefahren. hans-ulrich
l. erlitt eine gehirnerschuetterung und wurde in das krankenhaus
jungfernheide gebracht. jutta b. wurde im krankenhaus moabit trotz
schwerer verletzungen zunaechst abgewiesen, weil sie aus angst vor der
polizei ihren namen nicht nennen wollte. sie lag 12 tage lag im
albrecht-achilles-krankenhaus mit einer gehirnerschuetterung, einer
nierenprellung, einer kopfplatzwunde sowie prellungen und bluterguessen
am koerper.
ein "raedelsfuehrer" wird erkannt
einer der beamten meinte,
einen "raedelsfuehrer" zu sehen: er trug einen schnurrbart, ein rotes
hemd und sandalen ohne socken. die zeugin erika s. berichtet: "der mann
im roten hemd stand mit dem gesicht richtung krumme strasse im
garagenhof des hauses krumme str. 67 hinter einem volkswagen... er
versuchte offensichtlich, die strasse zu erreichen. zwei uniformierte
beamte rechts und links in hoehe der hinteren sitzreihe des vw
versuchten ihn daran zu hindern... von hinten tauchte ploetzlich ein
uniformierter beamter auf und schlug dem mann im roten hemd mit dem
schlagstock von hinten auf den kopf. der getroffene sank langsam in
sich zusammen, und nun kamen die beiden polizisten, die erst rechts und
links des vw's gestanden hatten, hinzu und zu dritt schlugen sie auf
ihn ein... ein polizist trat auf die rechte hand und den arm und beide
polizisten rechts und links in die beckengegend des liegenden."
in
diesem augenblick war auch karl-heinz kurras von hinten zur stelle, in
der hand eine entsicherte pistole vom kaliber 7,65 millimeter. die
muendung war kaum einen halben meter vom kopf des demonstranten
entfernt, so erschien es jedenfalls den augenzeugen. ploetzlich schoss
er. die kugel traf ueber dem rechten ohr, drang in das gehirn und
zertruemmerte die schaedeldecke. erika s. weiter: "ich lief zu dem am
boden liegenden jungen mann und bueckte mich links von ihm zu ihm
herunter. als ich zu den beamten hochblickte, sah ich, dass sie immer
noch ihre schlagstoecke in der hand hatten und bat sie leise: 'nicht
schlagen, bitte holen sie die ambulanz.' der polizist, der links neben
dem mann im roten hemd gestanden hatte, bewegte sich langsam in
richtung strasse... ich suchte nach einer wunde und sah, dass eine
platzwunde bis zum rechten ohr vorhanden war, aus dem ohr kam blut. ich
fuehlte seinen puls, er ging schwach, ich oeffnete ein auge und sah keine
pupille. daraus schloss ich 'schaedelbruch'. seine lippen bewegten sich
und ich nahm an, er wolle etwas sagen. ich beugte mich herunter, konnte
aber nur ein roecheln vernehmen..." benno ohnesorg wurde in das
staedtische krankenhaus moabit gebracht, die wunde zugenaeht und als
todesursache zunaechst schaedelbruch diagnostiziert. der versuch der
stadtregierung, den schah-protest polizeilich-militaerisch zu loesen,
hatte ein menschenleben gefordert.
"meldung erstatten, wie die vorschrift lautet"
waehrenddessen ist
polizeipraesident duensing mit der taktischen situation zufrieden und
erhaelt kenntnis von der schussabgabe:
"einer meiner beamten rief mir zu: 'nehmen sie volle deckung, die
werfen immer noch'. ich bin dann nach vorne gegangen zu dem moment, der
so symptomatisch ist: alles japst noch ein bisschen nach luft, und nun
sagt der einsatzfuehrer: 'was werden wir nun tun?' man stand also vor
der kreuzung schillerstrasse/krumme strasse. ich habe gesagt: 'was wollen
sie machen?' 'ja', sagt er, 'ich haette gern die kreuzung noch in besitz
genommen'. da standen etwa 250 bis 300 demonstranten... ich habe
gesagt: 'ich billige ihren entschluss, dass sie hier stehen bleiben,
scheiden sie reserven aus! was gab es sonst?' da sagt er: 'ein beamter
der kriminalpolizei hat warnschuesse abgegeben.' 'wo ist er?' 'da steht
er.' da habe ich den obermeister kurras, der mir vorher nicht bekannt
war,... gesehen... ich habe gesagt: 'vom dienst abtreten, meldung
erstatten, wie die vorschrift lautet.'" kriminalobermeister kurras,
gerade noch einem "hinterhalt" glimpflich entkommen, stand noch unter
schockwirkung. ein blick genuegte, um zu erkennen, was los ist. es
schien ueberfluessig zu sein, nachforschungen anzustellen, wer getroffen
worden sein koennte. doch bereits zu dieser zeit wusste die polizei, dass
kurras auf ohnesorg geschossen hatte. ein polizeibeamter unterrichtete
den abgeordneten loeffler, der vor dem grundstueck in der krummen strasse
steht. der beamte erklaerte, er habe dem schuetzen vorhaltungen ueber den
schusswaffengebrauch gemacht, da ohnesorg bereits durch drei beamte fest
im griff gehalten worden sei und zum anderen der schuetze die anwesenden
polizisten gefaehrdet habe. trotzdem erfuhr die oeffentlichkeit erst nach
der obduktion am vormittag des 3. juni, dass ohnesorg nicht erschlagen,
sondern erschossen wurde.
"ein polizist wurde getoetet"
die fliehenden
demonstranten wurden von der polizei noch ueber eine strecke von ca.
drei kilometern mit knueppeleinsatz verfolgt und gejagt. der hauptzug
der fliehenden bewegte sich von der krummen strasse ueber die
schillerstrasse in die wilmersdorfer strasse und von dort zum
kurfuerstendamm. hier wurden die fliehenden wieder eingeholt und den
boulevard entlanggetrieben. der zeuge hartmut v. l. schildert seine
flucht: "die polizisten hatten es darauf angelegt, die letzten, die es
nicht mehr rechtzeitig schaffen konnten, zu erwischen. es ging durch
die wilmersdorfer strasse den kurfuerstendamm hinauf. beide fahrbahnen
wurden blockiert, der verkehr floss nicht mehr. von dort an hetzten
wieder polizisten mit knueppeln den ku'damm hinauf. an der ecke
uhlandstrasse fluechtete ich in eine wuerstchenbude und hoerte dort aus
einem aufgefahrenen lautsprecherwagen, dass ein polizist durch
messerstiche getoetet worden sei." immer wieder wurden die demonstranten
von den polizisten ueberholt, so dass sie dort, wohin sie vor den
knueppelschlaegen entkommen wollten, von neuen polizeikraeften erwartet
wurden.
die polizei versuchte mit mannschaftswagen in schneller fahrt,
von der seite in die groessere menschenmenge, die offensichtlich in
panischer flucht war, ohne ersichtlichen grund einzuschlagen. die
demonstranten wurden vereinzelt und in die nebenstrassen des ku'damms
gepruegelt. michael g. berichtet aus der joachimsthaler strasse: "...
ploetzlich (stuerzte) eine truppe von 10-20 polizisten auf die in den
hinteren reihen stehenden demonstranten, trennte ca. 10-20 personen ab
und jagte sie die joachimsthaler strasse entlang... die jugendlichen
rannten wie um ihr leben... ich lief der marschierenden truppe
hinterher und bat einen... polizeibeamten hoeflich um seine karte. er
griff zum gummiknueppel und antwortete: 'komm her, du studentenschwein,
du kannst noch eins in die fresse haben, wenn du noch nicht genug
hast.'" die polizei leistete ganze arbeit. als der schah um 23.30 uhr
das hilton-hotel erreicht, wird er von 50 bis 60 demonstranten
empfangen. das ist der rest von den rund 3000 demonstranten zu beginn
des abends. mit ihnen haben die beamten keine grosse muehe mehr.
der nicht erklaerte notstand
von da an uebernehmen politiker und
presse den fall. der regierende buergermeister von berlin, pastor heinrich albertz
(spd), erklaerte noch in der nacht zum 3. juni: "die geduld der stadt
ist am ende. einige dutzend demonstranten, unter ihnen auch studenten,
haben sich das traurige verdienst erworben, nicht nur einen gast der
bundesrepublik deutschland in der deutschen hauptstadt beschimpft und
beleidigt zu haben, sondern auf ihr konto gehen auch ein toter und
zahlreiche verletzte, polizeibeamte und demonstranten. die polizei,
durch rowdies provoziert, war gezwungen, scharf vorzugehen und von
ihren schlagstoecken gebrauch zu machen. ich sage ausdruecklich und mit
nachdruck, dass ich das verhalten der polizei billige und dass ich mich
durch eigenen augenschein davon ueberzeugt habe, dass sich die polizei
bis an die grenze des zumutbaren zurueckgehalten hat." in den zeitungen
stand am naechsten morgen nichts von den vorgaengen im parkhof der
krummen strasse 66/67. die presse stellte sich ohne genaue kenntnis der
vorgaenge auf die seite der staatsgewalt. "ein junger mann ist gestern
in berlin gestorben. er wurde opfer von krawallen, die politisch
halbstarke inszenierten. gestern haben krawallmacher zugeschlagen, die
sich fuer demonstranten halten. ihnen genuegt der krawall nicht mehr. sie
muessen blut sehen. sie schwenken die rote fahne, und sie meinen die
rote fahne. hier hoeren der spass und der kompromiss und die
demokratische toleranz auf. wir haben etwas gegen sa-methoden. die
deutschen wollen keine rote und keine braune sa. sie wollen keine
schlaegerkolonnen, sondern frieden." (bild-zeitung berlin, 3. juni
1967). "die anstaendigen in dieser stadt aber sind jene massen der
berliner, die berlin aufgebaut und berlins wirtschaft angekurbelt
haben. ihnen gehoert die stadt, ihnen ganz allein... wer terror
produziert, muss haerte in kauf nehmen." "dennoch war das keine
politische demonstration. es war das werk eines mobs. ihm ging es nicht
mehr um die politische aussage in irgendeiner form. ihm ging es nur um
krawall, um unruhe, um terror... frauen, die gekommen waren, um den
schah zu sehen, brachen von steinen getroffen blutend auf dem
mittelstreifen der bismarckstrasse zusammen. polizisten wurden
schwerverletzt abtransportiert. und auch die demonstranten kamen nicht
ungeschoren davon." ("bz", 3. juni 1967). den beweis fuer einen einzigen
schwerverletzten polizeibeamten ist die bz bis heute schuldig
geblieben. der auf der titelseite abgebildete beamte heilscher wurde
noch am gleichen abend aus dem krankenhaus entlassen. eine pogromartige
stimmung wurde vor allem von der berlin beherrschenden springer-presse
geschuert: "studenten drohen: wir schiessen zurueck." als einzige zeitung
brachte die berliner morgenpost einen satz ueber den
schusswaffengebrauch: "ein kriminalbeamter feuerte im wirren tumult und
in dem unuebersehbaren handgemenge einen warnschuss ab."
"dass das klar
ist, herr dutschke"
am morgen des 3. juni brachte der regierende
buergermeister heinrich albertz den schah zum flughafen. albertz fragte,
ob der schah von dem toten gehoert habe. ja, entgegnete dieser, das
solle ihn nicht beeindrucken, das geschehe im iran jeden tag. es wagten
sich nur wenige hunderte auf die strasse, unter ihnen rudi dutschke. um
10 uhr eilten hunderte auf den campus der freien universitaet. dort, auf
einem parkplatz, war es auf einer versammlung auffaellig still. einige
sprecher machten ueber megaphon aktionsvorschlaege. "wer stimmt fuer den
antrag, dass die versammelten umgehend zu einem protestmarsch zum
schoeneberger rathaus aufbrechen?" geraeuschlos und beinahe synchron
gingen die arme hoch. kein streit, kein jubel, nach ein paar minuten,
gegen 11.30 uhr, brachen rund 500 studierende auf. ein paar hundert
meter weiter auf der breiten allee versperrten spanische reiter der
polizei den weg. fuenf einsatzkommandos der polizei, rund 100 beamte und
ein wasserwerfer, draengten den demonstrationszug in eine nebenstrasse
ab, und riegelten die strasse zu beiden seiten ab. die eingeschlossenen
schickten rudi dutschke zum einsatzleiter der polizei. "freien abzug
gibt es nur, herr dutschke, wenn die nicht genehmigte demonstration
aufgeloest wird. dass das klar ist, herr dutschke." nach einer halben
stunde beratung beschlossen die demonstranten, sich aufzuloesen und in
kleinen gruppen zu gehen.
demonstrationsverbot, disziplinarordnung und
schnellgerichte
zur selben zeit versammelten sich der regierende
buergermeister, seine senatoren, die fraktionsvorsitzenden der im
abgeordnetenhaus vertretenen parteien und die rektoren der hochschulen
im senat. anschliessend erlaeuterte der regierende buergermeister die
beschlossenen massnahmen in einer rundfunkansprache an die bevoelkerung:
"sicherheit und ordnung muessen in dieser stadt gewaehrleistet bleiben.
aus diesem grund hat sich der senat veranlasst gesehen, bis auf weiteres
jede oeffentliche demonstration zu untersagen. wer sich dieser anordnung
widersetzt, wird auf den energischen einsatz der polizei stossen und
ohne ansehen der person strafrechtlich verfolgt werden. was die
universitaeten betrifft, hat der senat den rektoren die zusicherung
gegeben, dass er sie bei der anwendung ihres hausrechts mit allen
mitteln, bis hin zum einsatz der polizei, unterstuetzen wird. die
rektoren der universitaeten haben zugesagt, dass gegen alle an den
ausschreitungen beteiligten studenten disziplinarverfahren eingeleitet
werden. ausserdem wird der senator fuer wissenschaft und kunst dem senat
ein universitaetsgesetz zur beschleunigten verabschiedung vorlegen.
dabei wird den fragen der disziplinarordnung besondere beachtung
geschenkt werden. zur zuegigen strafrechtlichen verfolgung und
aburteilung der an den ausschreitungen beteiligten, insbesondere ihrer
raedelsfuehrer, wird die staatsanwaltschaft auf vorschlag des senators
fuer justiz die vorgaenge sofort von der polizei uebernehmen und
bearbeiten. dabei soll insbesondere auch der vorfall, der zum tode des
studenten benno ohnesorg gefuehrt hat, unverzueglich aufgeklaert werden.
darueberhinaus hat der senator fuer justiz zugesagt, die in unserer
rechtsordnung vorgesehene moeglichkeit zu nutzen, um die kriminalitaet
nachhaltig bekaempfen zu koennen, mit der sicherheit und ordnung in
unserer stadt untergraben werden sollen. dazu gehoert auch die
einrichtung von schnellgerichten." entmutigt und zornig vom missglueckten
zug zum schoeneberger rathaus versammelten sich die studenten auf den
wiesen zwischen den verschlossenen hoersaelen. in der warmen luft sassen
sie mit aufgekrempelten aermeln da und lauschten schweigend den durch
die megaphone gejaulten schlechten nachrichten. senat hat
demonstrationsverbot verhaengt. rektor verfuegt schliessung der
universitaet. der regierende steht voll hinter dem vorgehen der polizei.
polizeigewerkschaft fordert endlich ende der "weichen welle" gegen
demonstranten. gegen 15 uhr glichen die strassen rund um das
schoeneberger rathaus einem heerlager. ein starkes polizeiaufgebot
riegelte den kennedy-platz ab, die etwa 600 trauernden studierenden mit
schwarzen fahnen und armbinden wurden abgedraengt und selbst
einzelpersonen des platzes verwiesen und verhaftet.
"albertz abtreten"
am nachmittag tauchte die polizei auf dem gelaende der fu auf. die
beamten der einsatzleitung sondierten das von "stoerern" besetzte
gelaende. eine nichtangemeldete, nach geltendem hausrecht verbotene
versammlung auf dem boden der freien universitaet. die ermaechtigung
ihrer magnifizenz zur aufloesung lag vor. bevor die polizisten zur
raeumung uebergehen konnten, sperrte dekan wetzel die tueren der
wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen fakultaet auf. wie ein sog
stroemten die studierenden in das gebaeude, stuermten durch die gaenge und
versammelten sich in einem grossen hoersaal. bis zum 8. juni wurde die
universitaet zum hauptquartier der studentischen aktionen.
vollversammlungen setzten komitees und arbeitsgruppen ein. delegationen
machten sich auf den weg, journalisten, prominente und professoren
kamen. ihre anwesenheit war der beweis fuer ihre solidaritaet mit den
studierenden, die von der oeffentlichkeit wie vogelfreie behandelt
wurden. was der senat hatte verhindern wollen, geschah: unueberhoerbar
fuer die oeffentlichkeit machten die demonstranten ihre massive kritik an
senat und polizei deutlich. in einer einmuetig angenommenen resolution
forderten sie u.a. den ruecktritt des regierenden buergermeisters, des
innensenators und des polizeipraesidenten sowie eine "entfaschisierung"
der berliner polizei. eine gruppe von acht studentinnen und studenten
unternahm auf dem kurfuerstendamm eine illegale protestaktion. peter
homann, der in hamburg kunst studiert hatte und 1962 nach berlin
gezogen war, hatte eine idee, wie das verbot, transparente zu zeigen,
unterlaufen werden konnte. es wurden grossbuchstaben auf weisse t-shirts
gemalt. jeder trug auf seinem hemd einen buchstaben. nebeneinander
stehend ergab dies den namen des regierenden buergermeisters
a-l-b-e-r-t-z. auf dem ruecken trugen sie die buchstaben
a-b-t-r-e-t-e-n. auf ein signal hin drehten sie sich um die eigene
achse. am abend wurde die aktion bundesweit im fernsehen gezeigt:
"albertz abtreten!" fotos erschienen in den tageszeitungen. die acht
demonstranten wurden verhaftet.
"sie stehen nicht allein"
"wer waere
nicht betroffen davon, dass die krawallgier einiger radikaler
halbstarker eine situation heraufbeschworen hat, in deren hysterie das
unglueck geschah... die polizei tat ihre schwere pflicht. der
unglueckliche schuss, der ohnesorg toetete, wurde nach menschlichem
ermessen in notwehr abgegeben... einen augenblick lang neigte man zu
der annahme, das blutvergiessen vor der deutschen oper wuerde bei unseren
krawallbruedern so etwas wie den schlag des eigenen gewissens vernehmbar
machen. weit gefehlt! auf flugblaettern wurden der regierende
buergermeister albertz und innensenator buesch als moerder und als
verantwortliche fuer vorbereitete verbrechen bezeichnet. das mass ist nun
voll. die geduld der berliner bevoelkerung ist erschoepft. wir sind es
endgueltig leid, uns von einer halberwachsenen minderheit, die noch
meist gastrecht bei uns geniesst, terrorisieren zu lassen. man wuenschte
sich fuer heinrich albertz und die tragenden kraefte berlins, dass sie
diesmal hart und konsequent bleiben. sie stehen nicht allein. die
raedelsfuehrer der gewalttaetigen unternehmungen gegen den schahbesuch
haben sich des strafrechtlichen tatbestandes der zusammenrottung zu
aufruehrerischen aktionen und des landfriedensbruchs schuldig gemacht.
an der art und weise der verfolgung dieser kriminellen vergehen werden
wir erkennen, wie ernst es der senat mit seinen gestrigen beschluessen
meint." (leitartikel der berliner morgenpost, 4.6.1967)
"ein
fehlentwickler"
in zahlreichen staedten in der gesamten bundesrepublik
fanden in den tagen nach dem 2. juni schweigemaersche,
trauerkundgebungen und protestdemonstrationen statt, an denen sich ueber
100.000 studierende beteiligten. zehntausende, nicht nur studierende
und schueler, waren entsetzt und tief irritiert ueber das versagen
demokratischer institutionen, ueber den, wie es juergen habermas
ausdrueckte, "offenen polizeiterror und ein stadtoberhaupt, das dieser
polizei noch dankte, nachdem der student ohnesorg erschossen worden
war." in hamburg kam es am 3. juni anlaesslich des dortigen schah-besuchs
erneut zu schweren auseinandersetzungen mit der polizei. der nicht
gerade links stehende vds verurteilte in einer gemeinsamen erklaerung
zusammen mit den asten in bonn, frankfurt, giessen, heidelberg, mainz,
marburg, muenchen, tuebingen und west-berlin sowie den
studierendenverbaenden sds, shb, esg, hus und dem world university
service das vorgehen der polizei. nach abschluss eines schweigemarsches
sagte der marburger asta-vorsitzende christoph ehmann: "wie der
spanienfeldzug hitlers zur erprobung seiner waffen, so diente der
schah-besuch zahlreichen machtausuebenden staatsorganen der erprobung
ihrer notstandmassnahmen." schuechtern boten die berliner studierenden in
den folgenden tagen auf dem ku'damm ihre flugblaetter an. nur nichts
riskieren, keine provokationen, keine transparente, keine ansammlungen.
"hier spricht der studentische ordnungsdienst. wir bitten die einzelnen
diskussionsgruppen, nicht zu sehr anzuschwellen, da sich bereits das
als provokation herausstellen koennte. bitte, lassen sie platz fuer die
bevoelkerung. ausserdem bitten wir sie, rational zu diskutieren. danke
sehr", so eine megaphonstimme. nie zuvor hatte es das gegeben, dass
studierende in ein paar tagen muehelos ueber 300.000 flugblaetter an die
berlinerinnen losschlagen konnten. der asta der fu berlin erhielt ueber
500 briefe, die tageszeitungen erhielten viele zuschriften aus der
bevoelkerung. viele dieser briefe waren mit vollem namen gekennzeichnet,
die meisten blieben anonym. die reaktionen zeigten des volkes stimme:
"was vor der deutschen oper passiert ist, war offener aufstand,
aufruhr, rebellion gegen jede ordnung und sicherheit." (an asta fu,
6.6.67) "demonstrationen sollte es nur dann geben, wenn alle zusammen
es wollen." (an asta fu, 8.6.67) "darum fordern wir: schluss mit den
vielen demonstrationen, soweit die demonstrationen nicht von der ganzen
bevoelkerung getragen werden..." (an asta fu, 20.6.67) "wollt ihr schon
protestieren, dann tuts doch stumm!" (rias-rueckblende nr. 152) "was
jetzt jetzt not tut in berlin, ist nicht, dass der senat demonstrationen
verbietet, sondern dass sich studentische demonstrationen fuer eine weile
von selbst verbieten... so lange, bis die jungen leute begriffen haben,
dass politische demonstrationen das duemmste und vergeblichste mittel
politischer betaetigung sind." (faz, 5.6.67) "es waere an der zeit, dass
sich mal die mehrzahl der arbeitenden bevoelkerung aufraffen wuerde, um
gegen die randalierenden studenten vorzugehen. dann wollen wir mal
sehen, wer den kuerzeren zieht..." (an esg fu) "bei meinen kollegen und
verwandten liegen ab sofort hundepeitschen und weichmacher bereit.
sollte sich ein rowdy von ihrer sorte nochmals an unsere tuer wagen,
dann machen wir mus aus euch mistbande. die polizei war naemlich viel zu
anstaendig zu euch. wir haetten gleich mit der mg dazwischen gehalten,
damit euch halunken ein fuer allemal die lust am radau vergangen waer,
denn euer platz ist die schulbank. wir gehen ohne waffe nicht mehr
aus." (an asta fu, 13.6.67) "mir graust, wenn ich daran denke, dass
dieser poebel spaeter mal die fuehrerschicht in unserem vaterlande stellen
soll. die polizei ist noch viel zu human vorgegangen... unsere
regierung soll sich begraben lassen. hier fehlt ein innenminister wie
hermann goering, der mit den ganoven aus dem scheunenviertel damals
spielend fertig wurde." (an asta fu, 14.6.67) "zusammenschlagen und
dann fuer ein jahr in ein arbeitslager. hoffentlich werden sich unsere
zu humanen behoerden recht bald einmal dazu entschliessen. dann wird es
in deutschland auch wieder besser." (an asta fu, 8.6.67) "ungeziefer
muss man mit benzin begiessen und anzuenden! tod der roten studentenpest!
die rote studentenpest soll doch ruebergehen! da koennen sie randalieren,
protestieren, demonstrieren mit ihren roten gesinnungslumpen zusammen.
wir wollen sie nicht sehen, sondern rauswerfen! am besten in die spree
reinwerfen. ersaeufen!" (an esg fu) "euthanasie fuer studentische
politische selbstmoerderische idioten gibt es ja nicht bei uns!" (an
asta fu, 5.6.67) "nur ein student erschossen, das ist viel zu wenig.
durch den ofen jagen, das ganze pack!" (ermittlungsausschussbericht)
"wir hatten schon einmal in diesem jahrhundert in berlin derartige
krawalle, auch damals waren studenten dabei, sie nannten sich seiner
zeit 'sa'. auch sie hatten ihren ohnesorg, nur hiess er damals 'horst
wessel', und auch von ihm war nicht viel gutes zu berichten." (an asta
fu, 6.6.67) "am fernseher haben wir uns dieser radikalen und
moeglicherweise von kommunisten gelenkten brueller geschaemt. sie wirkten
genau wie die hj-jungens, die seinerzeit die juedischen geschaefte
einschlugen und pluenderten." (an asta fu, 8.6.67) "wer aber ist im
dritten reich fuer die vielen todesurteile verantwortlich und fuer die
versuche an juden? das waren alles ehemalige studenten." (an esg fu)
"als die juden hier im eigenen land vergast wurden, da waren die
studenten still. jetzt, wo es weit weg ist, verletzt ihr die eigenen
buerger." (an asta kiho und esg) "ihr kaempft an falscher front. auf nach
israel! da koennt ihr fuer die menschenwuerde deutschlands etwas tun." (an
asta fu, 8.6.67) "zeigt was ihr koennt an der mauer! wenn die grepos
euch wie hasen abschiessen, habt ihr, was ihr braucht, und wir haben
wieder achtung vor euch. aber ihr tut ja nicht einmal was fuer israel."
(an asta fu, 8.6.67) "wer aktiv fuer gerechtigkeit und freiheit
eintreten will, in israel bietet sich eine echte bewaehrungschance. es
ist mir nicht bekannt, dass sich jemand von der fu freiwillig gemeldet
haette." (an asta fu, 5.6.67) "besonders 'lehrreich' war ihre bemerkung,
dass sie auf die zeit nach 1933 hinweisen, die nach ihrer meinung
entstanden ist, weil man sich nicht genuegend durch demonstrationen
dagegen gewehrt hat. wir aelteren haben leider erlebt, dass die zustaende
erst dadurch so auf die spitze getrieben wurden, weil die
linksradikalen staendig randaliert haben. das ging schon nach dem
zusammenbruch 1918 damit los und nahm kein ende, sodass sich eine ruhige
entwicklung ueberhaupt nur schwer anbahnen konnte... schuld an der
entwicklung hat aber auch der schwache senat, der immer nur
beschwichtigt und nicht durchgreift, weil wir an der spitze eben keinen
mann sondern einen pfeifenheini haben. aber hier brauchen wir einen,
der die energie eines adolf hitler mitbringen muss, um sich durchsetzen
zu koennen. nun werden sie sagen - aha, der schreiber ist ein
rechtsradikaler oder ein alter nazi. ganz das gegenteil ist der fall,
denn der schreiber ist einer der wenigen, die sich nicht von den nazis
einfangen liessen und dafuer auch zweimal gratis zur prinz-albrecht-str.
gefahren wurde." (an asta fu, 8.6.67) "kommunisten und studenten, ist
ja doch alles eines." "wenn ich das schon hoere - asta der fu - wird
doch alles von den kommunisten gelenkt." (ermittlungsausschussbericht)
"bevor die universitaet nicht von den kommunisten gesaeubert ist, gibt es
keine ruhe und sicherheit in dieser stadt." (an asta fu) "sie leben in
einer demokratie und denken kommunistisch... und wenn professoren sie
dazu angehalten haben, dann seien sie nicht feige und geben diese mit
namen und anschrift allen berliner buergern bekannt." (an asta fu) "mit
dem maschinengewehr sollte man sie alle umlegen. einen nach dem
anderen. anders wird man mit kommunisten und sozis nicht fertig. ich
habe weimar erlebt. die freikorps haben es richtig gemacht."
(ermittlungsausschussbericht, 25.7.67) "wenn wir ulbricht vielleicht
auch nicht kriegen, euch kriegen wir aber!"
(ermittlungsausschussbericht) "kommunistenhure! ich komme gerade von der
schicht und du schwein hast nichts anderes vor, als eure flugblaetter zu
verteilen. wenn ich schon 'studenten' hoere, sehe ich rot und alle
ehrlichen arbeiter auch. hau bloss ab!" (ermittlungsausschussbericht)
"jeder student kostet den steuerzahler 2000-3000 dm. fuer unser geld
wollen wir aber auch etwas sehen! nicht z.b. wollen wir es haben, dass,
waehrend andere fuer sie arbeiten, sie umzuege veranstalten oder
'diskutieren'. wann arbeiten sie und ihre lehrer eigentlich? gehoeren
flugblaetter drucken und versammlungen in der fordhalle auch zum
studium? mein sohn, der auch ein gymnasium besucht, fragt uns immer, wo
sie nur die viele freizeit hernehmen?... nur unser geld und die
freiheit, das gefaellt ihnen." (an asta fu, 14.6.67) "ich bin arbeiter.
auf grund dessen trage ich dazu bei, dass sie studieren koennen! bitte
tun sie das! aber weiter auch nichts... wie soll die demokratie
aussehen, wenn sie dank ihres studiums in leitenden stellungen der
regierung sitzen? dann muessen wir als arbeiter immer noch bezahlen! uns
bleibt dann nichts weiter als zu sagen - immer dieselben!" (an asta fu,
7.6.67) "wir koennen auch nicht demonstrieren, weil wir arbeiten muessen.
wir schaemen uns fuer diese studenten, die scheinbar nichts im sinn haben
als saufen, weiber und demonstrationen." (an asta fu, 8.6.67) "wir
wollen ruhe und ordnung in berlin, das immer noch von den kommunisten
belagert wird. ulbricht wartet ja nur, dass hier was passiert. die
studenten gehen dann nach westdeutschland zurueck, und wir muessen
ausbaden, was diese provokateure angerichtet haben." (an asta fu,
12.6.67) "ich bin arbeiter, aber niemals kommunist. deutschland war
immer ein anstaendiges und ruhiges land. bis 1945 gab es auch studenten,
aber man hat niemals von einem studentenaufruhr gehoert." (an asta fu,
6.6.67) "wir buerger wollen ruhe und ordnung haben, die uns nur die
polizei und der senat garantieren koennen." (an asta fu, 13.6.67) "die
oeffentlichen steuergelder in form von stipendien und zuschuessen sowie
verguenstigungen aller art werden heute den studenten grosszuegig zur
verfuegung gestellt, damit sie sich nicht nur ein wissen fuer ihre
zukuenftige existenz erwerben, sondern auch zu verantwortungsbewussten
mitbuergern mit pflicht-, ehr-, und anstandsgefuehl herausgebildet werden
sollen, kurz, dass aus geltungsbeduerftigen triebmenschen 'der mensch'
werde, der die ordnung als alleinige schoepferin und bewahrerin aller
werte erkennt und anerkennt... ein altes sprichwort sagt: wessen brot
ich esse, dessen lied ich singe. es zeugt also auch nicht von einem
noblen charakter, wenn man mit einer hand einkassiert und mit der
anderen gleichzeitig auf den spender einpruegelt oder die kostbare
lernzeit mit dingen vergeudet, die dem studium keineswegs foerderlich
sind..." (an asta fu, 5.6.67) "sie sollten sich lieber auf den
hosenboden setzen und lernen, statt gegen einen gast zu demonstrieren,
schliesslich sind alle staatsmaenner moerder, ob sie einen westlichen oder
oestlichen staatsmann nehmen, auch kaiser und koenige. ihnen fehlt nur
der gummiknueppel und der wasserwerfer, damit sie zur besinnung kommen."
(an asta fu, 9.6.67) "lassen sie uns in ruhe mit ihren demonstrationen
und protesten. was sie sagen wollen, wissen wir selber, gerade hier in
deutschland. wer die macht hat, hat auch recht. das war bei den nazis
so, bei den kommunisten und auch jetzt bei den amerikanern. deswegen
werden sie nie recht haben und wenn sie noch so viel auf die strasse
rennen... am besten waere vielleicht doch eine diktatur, dann waere so
ein studentenaufstand, der nichts wert ist, gar nicht erst moeglich...
die politiker sind korrupte verbrecher und die studenten dumme jungs.
da hilft nur eins: selbst fuer ordnung sorgen!" (an asta fu, 9.6.67)
"meine herren demonstranten, weshalb fuehlen sie sich gerade
verpflichtet, sozusagen als 'weltverbesserer' aufzutreten? wissen sie,
was ihnen fehlt? das erleben, was uns ungewollt lange jahre hindurch
praesentiert wurde: den kampf ums dasein!" (leserbrief an die
schleswiger nachrichten, 24.6.67) "man muss sich schaemen, ein deutscher
zu sein. die primitivsten anstandsregeln gelten nicht mehr. die
studenten haben mit ihrem unwuerdigen benehmen gegen einen gast ihres
staates dem ansehen deutschlands schweren schaden zugefuegt." (an asta
fu, 14.6.67) "wenn die fuehrenden asta-vertreter mit dem schahehepaar
gemeinsam die mozartoper 'die zauberfloete' besucht und
psychisch-geistig durchlebt haetten, staende es um die universitaeten
deutschlands besser." (an asta fu, 4.6.67) "frueher hatte man achtung
vor studenten. die gebildeten nannten strassendemonstranten poebel.
diesen namen haben nun die studenten uebernommen." (an asta fu, 5.6.67)
"wir einfachen menschen haben frueher immer unter einem menschen, der
die moeglichkeit zum studieren hat, etwas auserwaehltes gesehen und als
elite der nation betrachtet. diese auffassung hat aber in letzter zeit
derartig gelitten, dass ich studenten heute von einer ganz
entgegengesetzten seite betrachte. abgesehen von den wenigen
anstaendigen elementen, die sich an diesen ausschreitungen nicht
beteiligten, kann man heute die berliner studentenschaft gleichwertig
mit dem abschaum der menschheit betrachten. in der rangordnung
marschieren neuerdings unsere herren studenten gleich hinter den
dreckigen langhaarigen gammlern und den weniger appetitlichen
strichjungen vom bahnhof zoo." (an asta fu, 5.6.67) "den tod von benno
ohnesorg habt ihr allein verschuldet. er zahlte den tribut fuer eure
schlechte kinderstube, in der wohl mancher hieb vorbeiging. schade."
(an asta fu, 4.6.67) "was wollt ihr eigentlich? ihr demonstriert
andauernd gegen sachen, gegen die man sowieso nichts machen kann.
wieviel revolutionen hat es schon gegeben und was haben sie genuetzt!
die menschen bleiben wie sie sind und die politik auch. ihr als
studenten muesst das doch wissen; ihr seid doch intelligent. ich will von
all dem nichts wissen, wenn man erst anfaengt nachzudenken, wird man ja
verrueckt." (ermittlungsausschussbericht) an die schwangere witwe des
erschossenen benno ohnesorg wurde folgender brief gerichtet: "liebe
frau ohnesorg! der tod ihres mannes kann nur noch einen sinn haben,
wenn es ihnen gelingt, dem kind, das sie erwarten, klarzumachen, dass
sein vater ein fehlentwickler war."
"wer ursache und wirkung
verwechselt, macht sich bereits schuldig"
das abgeordnetenhaus in
berlin hielt am 8. juni eine sondersitzung ab. man hoerte die worte
eines redners von der menschlichen tragik, das rascheln der sich von
ihren plaetzen erhebenden abgeordneten, den ausdruck des mitgefuehls und
des bedauerns und der anteilnahme fuer die angehoerigen fernab der
schuldfrage und den regierenden buergermeister albertz: "der tote
student ist hoffentlich das letzte opfer einer entwicklung, die von
einer extremistischen minderheit ausgeloest worden ist, die die freiheit
missbraucht, um zu ihrem endziel, der aufloesung einer demokratischen
grundordnung zu gelangen...", und man hoerte auch die zwischenrufe "sehr
richtig! sehr wahr!" und wieder den buergermeister: "ich stelle hier
fest, wer ursache und wirkung verwechselt, macht sich bereits
schuldig." man machte sich sorgen um den schaden, der dem jungen
baeumchen demokratie erwachse durch den "terror" der strasse, durch die
"anarchie". man sprach ueber das problem der radikalen studenten, das
geloest werden muesse. "dort wo aber unbelehrbare sind, die nur immer
glauben, eine gesellschaftliche umschichtung durchfuehren zu muessen,
diese unbelehrbaren sollte man fernhalten, sollte man ausgliedern aus
dieser gemeinschaft und sie zurueckgeben an die, von denen sie offenbar
auftraege haben", aeusserte sich der abgeordnete theis (spd). "wenn der
blinddarm schmerzt und wenn die qualen nicht mehr auszuhalten sind,
dann bleibt nichts anderes uebrig, als ihn herauszuoperieren, wenn man
das eigene leben nicht riskieren will", so der cdu-abgeordnete
heinschke. unter dem beifall des gesamten berliner abgeordnetenhauses
wurden der sds und andere linke studierendenverbaende mit den nazis
gleichgesetzt. den studierenden schallte die sprache der gewalt
entgegen.
"bedingungen und organisation des widerstandes"
am 9. juni
wurde benno ohnesorg in hannover begraben. 200 autos begleiteten den
sarg in einem autokorso durch die ddr auf dem weg in die heimatstadt
ohnesorgs. ueber 10.000 menschen, ueberwiegend studierende, versammelten
sich auf dem friedhof. nach dem begraebnis begann ein kongress
"bedingungen und organisation des widerstandes" mit ueber 7.000
teilnehmern, der binnen einer woche von den asten in berlin und
hannover als antwort auf die unversoehnliche haltung des berliner senats
organisiert wurde. studentenvertreter, professoren, gewerkschafter
informierten und diskutierten ueber die ereignisse von berlin, unter
ihnen helmut gollwitzer, hartmut von hentig, wolfgang abendroth, peter
brueckner und erich kuby. kuby zeichnete mit seinem gewicht als
anerkannter publizist in einer minutioesen chronik dem staunenden
publikum die ereignisse des 2. juni nach und zeigte punkt fuer punkt die
fehlinformationen, halbwahrheiten, verdrehungen und luegen in den
zahllosen versionen der berliner behoerden auf. fast fuenf stunden wird
darueber diskutiert, was in den naechsten wochen in berlin und in der brd
zu tun sei. auf dem kongress verteilte der sds-bundesvorstand eine
erklaerung "niederlage oder erfolg der protestaktion", in der die
situation an den hochschulen genauer analysiert wird. folgende thesen
stellte der sds auf: "1. die auseinandersetzungen zwischen den
studenten einerseits und der universitaets- und stadtbuerokratie
west-berlin andererseits sind das ergebnis der verschaerfung der
strukturellen krise der universitaet, der verfestigung autoritaerer
politischer machtpositionen in der brd und west-berlin und
internationaler erschuetterungen... 2. der auf die studenten ausgeuebte
polizeiliche und psychologische druck droht allen sozialen und
politischen gruppen, die sich nicht widerspruchslos den
leistungsanspruechen und politischen zwaengen des kapitalistischen
systems fuegen... 3. die proteste der studenten bleiben ohnmaechtig,
soweit es ihnen nicht gelingt, sich gesamtgesellschaftlich rueckhalt zu
verschaffen und der kapitalistischen oligarchie in oekonomie,
oeffentlichkeit und staatsapparat selbst machtpositionen streitig zu
machen... 4. der sds fordert die studenten zur solidaritaet mit allen
auf, die gegen die wirtschaftlichen, politischen und psychologischen
unterdrueckungs- und ausbeutungsformen des kapitalismus protestieren und
kaempfen..." diese erklaerung wurde von allen sds-gruppen an den
bundesdeutschen hochschulen in einer auflage von ueber 100.000
exemplaren verteilt und auf vollversammlungen, podiumsdiskussionen und
teach-ins diskutiert. auch juergen habermas war auf dem kongress
anwesend, repraesentant der kritischen theorie, vertreter der
vor-dutschke-generation und skeptischer beobachter der jungen
provokateure. hans-juergen krahl, vom sds frankfurt, und rudi dutschke
benutzten die gelegenheit auch zu einer theoretischen kontroverse und
widersprachen heftig der analyse von juergen habermas. er bescheinigte
den studierendenaktionen zwar eine "temporaere kontrollfunktion" in
einer demokratie ohne wirkliche opposition, jedoch keine langfristige
perspektive, da er den studierenden nicht zutraut, das
spannungsverhaeltnis zwischen theorie und praxis auszuhalten, und
befuerchtete baldige indifferenz, politische regression oder gar
irrationalismus. rudi dutschke entgegnete habermas: "die entwicklung
der produktivkraefte hat einen prozesspunkt erreicht, wo die abschaffung
von hunger, krieg und herrschaft materiell moeglich geworden ist. alles
haengt vom bewussten willen der menschen ab, ihre schon immer gemachte
geschichte endlich bewusst zu machen, sie zu kontrollieren, sie sich zu
unterwerfen, das heisst, professor habermas, ihr begriffsloser
objektivismus erschlaegt das zu emanzipierende subjekt!" er verteidigt
die methode der provokation, die kein hirnloser, verzweifelter
aktionismus sei: "wir hatten in monatelanger diskussion theoretisch
herausgearbeitet, dass die buergerliche demokratie, in der wir leben,
sich gerade dadurch auszeichnet, dass sie es dem lord gestattet, mit
seinem hund spazierenzugehen und so auch den vietnam-protesten den weg
zur verfuegung stellt und die kanalisation des protestes durchfuehrt. aus
dieser theoretischen einschaetzung der integrationsmechanismen der
bestehenden gesellschaft ist fuer uns klargeworden, dass die etablierten
spielregeln dieser unvernuenftigen demokratie nicht unsere spielregeln
sind, dass der ausgangspunkt der politisierung der studentenschaft die
bewusste durchbrechung dieser etablierten spielregeln durch uns sein
musste. " ausserdem schlug rudi dutschke vor, eine demonstration gegen
das demonstrationsverbot in berlin anzumelden und, sollte sie nicht
genehmigt werden, ueberall in der brd aktionszentren zu bilden, um
"kampfmassnahmen" zu beraten, wie nach dem 2. juni in berlin. auf
nachfrage erklaert rudi, unter kampfmassnahmen verstehe er "passive
protest-sitzstreik-aktionen". kurz danach reiste rudi dutschke ab.
juergen habermas sass schon gegen mitternacht im auto, als er
befuerchtete, da meint einer mehr als sitzstreik, wenn er von
kampfmassnahmen spricht und eilte zurueck in die halle. er habe grund,
sagte er ins mikrophon, den von dutschke gepredigten voluntarismus
"linken faschismus" zu nennen. buhrufe, beifall und pfiffe mischen
sich, habermas ist sich unsicher und formuliert um: "ich haette gerne
geklaert, ob dutschke nun willentlich die manifeste gewalt herausfordert
nach den kalkulierten mechanismen, die in diese gewalt eingebaut sind,
und zwar so, dass er das risiko von menschenverletzung, um mich
vorsichtig auszudruecken, absichtlich einschliesst oder nicht." dutschke
kann habermas nicht mehr erwidern. das boese wort des linken professors
vom linken faschismus ist gefallen und findet sich ab jetzt im
repertoire der journalisten, die ueber die studierenden schreiben.
"der
senat fuehlt sich ertappt"
angesichts der nichtbeachtung der vom senat
angeordneten massnahmen durch die studierenden blieb dem senat nur noch
das mittel der androhung weiterer massnahmen. "der senat betrachtet das
generelle demonstrationsverbot als nicht mehr ausreichend, um die
gespannte lage in der stadt zu bereinigen. das teilte heute frueh ein
senatssprecher dem 'abend' mit. es seien bereits konkrete massnahmen im
senat eroertert worden, um die situation zu klaeren. dieser katalog wird
im moment noch nicht mitgeteilt, selbst der akademische senat der
freien universitaet wurde vom regierenden buergermeister albertz in der
gestrigen sitzung darueber nicht unterrichtet." (der abend, 5.6.67) dem
senat blieb als weitergehende massnahme nur noch die verhaengung des
ausnahmezustandes, was aber nicht ohne das eingreifen der alliierten
geht. die fiktion, dass berlin, der vorposten der freiheit, eine
autonome politische vertretung besitze, haette dann aber nicht mehr
aufrechterhalten werden koennen. es blieb nur noch der ungeordnete
rueckzug. "innensenator buesch teilte am montag mit, dass der senat kein
generelles demonstrationsverbot fuer berlin erlassen habe, sondern nur
gegenwaertig angesichts der umstaende keine genehmigung fuer
demonstrationen erteilt werde." (frankfurter allgemeine zeitung,
6.6.67) "justizsenator hoppe betonte gestern, in berlin bestehe kein
demonstrationsverbot. die formulierung 'verbot' sei von der presse und
von senatsmitgliedern gebraucht worden. sie sei 'ungluecklich' gewaehlt.
wie hoppe erlaeuterte, wuerden alle antraege auf demonstrationen zur zeit
unter beruecksichtigung der besonderen situation nach dem 2. juni fall
fuer fall geprueft." (die welt, 13.6.67) "ich habe wiederholt deutlich
gemacht und sage das hier noch einmal, dass der senat die
demonstrationsfreiheit rueckhaltlos bejaht." (innensenator buesch am
12.6.67) am 13. juni wurde ueberraschend die studentische demonstration
"gegen das vorgehen der polizei und der politischen instanzen" vom
senat genehmigt. die auflage, fuer je 50 demonstranten einen ordner zu
stellen, wurde von den etwa 5000 studenten karikiert, indem je 50 durch
armbinden gekennzeichnte ordner einen demonstranten begleiteten, der
sich durch ein grosses pappschild als solcher auswies. rechtsanwalt
horst mahler, leiter des studentischen ermittlungsausschusses, fasste am
19. juni in der technischen universitaet die konsequenzen aus der
haltung des senats zusammen: "ich habe mir noch einmal die rede von
herrn albertz angehoert, und er hat gesagt: 'wir werden schnellgerichte
einrichten'... und: 'wir haben ein generelles demonstrationsverbot
verhaengt'... wenn man einen demokraten mitten in der nacht weckt und
ihn fragt, ob er nach seinem gelaeuterten demokratischen empfinden ein
absolutes oder generelles demonstrationsverbot fuer rechtens haelt, dann
wird er wahrscheinlich im schlaf noch sagen 'natuerlich nicht'. und dass
sich hier der senat jetzt darauf hinausreden will, das war ja gar nicht
so gemeint, das war ja nur ein irrtum, vielleicht weil die juristen
gerade im weekend waren, so ist das eine posse, die wirklich nicht in
den tragischen hintergrund dieser ereignisse hineinpasst. es wurde hier
mit fast beschwoerender geste um vertrauen geworben. ich moechte auf
folgendes hinweisen. wenn man sich vergegenwaertigt, in welcher
atmosphaere in dieser stadt und anderswo politik gemacht wird, dann darf
man nicht in den fehler verfallen, dass die herren im schoeneberger
rathaus ihre entscheidungen in der stimmung getroffen haben, in der
sich vielleicht die demonstranten befunden haben, nachdem sie verbleut
worden waren. diese herren kalkulieren politische situationen moeglicher
spannungsfaelle im voraus und entscheiden nuechtern, abwaegend und waren
durchaus in der lage, hier die rechtlichen gesichtspunkte, so wie sie
sich zwingend aus dem grundgesetz ergeben, in ihr kalkuel einzubeziehen.
wenn man das beruecksichtigt, dann muss man zu der schlussfolgerung
kommen, dass die jetzt etwas unsichere und beinahe klaegliche haltung des
senats das resultat dessen ist, dass hier die studenten und mit ihnen
ein teil der presse, insbesondere in westdeutschland, dem senat auf die
finger geschlagen hat. sie fuehlen sich hier, und das zu recht, ertappt.
ihre rechnung ist nicht aufgegangen, und ich glaube, diejenigen, die
das zu verantworten haben, verdienen kein vertrauen."
"keine
anhaltspunkte"
die regierungskrise in berlin spitzte sich immer mehr
zu. mitte september trat der fuer den polizeieinsatz am 2. juni
verantwortliche innensenator wolfgang buesch zurueck, eine woche spaeter
wurde polizeipraesident duensing fruehzeitig in pension geschickt, und
vier weitere tage spaeter, am 26. september 1967, trat der regierende
buergermeister heinrich albertz nach nur 287 tagen amtszeit zurueck. am
21. november 1967 verliess kriminalobermeister karl-heinz kurras den
gerichtssaal als freier mann. die 14. grosse strafkammer beim
landgericht moabit sprach den todesschuetzen des studenten benno
ohnesorg von der anklage der fahrlaessigen toetung frei. das gericht
erklaerte, es gebe "keine anhaltspunkte fuer eine vorsaetzliche toetung
oder eine beabsichtigte koerperverletzung durch einen gezielten schuss".
der student fritz teufel, der eines steinwurfs vor der oper verdaechtigt
wurde, sass weiterhin in untersuchungshaft. am 27. november sollte der
prozess gegen ihn eroeffnet werden. am 23. november fand im grosse hoerssal
der tu berlin eine anti-springer-veranstaltung statt, bei der rudi
dutschke zur demonstrationsteilnahme gegen den "terror-prozess" aufrief,
um eine verurteilung von fritz teufel zu verhindern. die polizei hatte
das kriminalgericht weitraeumig abgesperrt und erwartete die 600
demonstranten, an der spitze rudi dutschke, mit 750 beamten, 6
wasserwerfern, spanischen reitern und lautsprecherwagen. dennoch gelang
es den demonstranten kurzzeitig, die polizeikette zu durchbrechen. die
studenten, die mit sprechchoeren wie "teufel raus, kurras rein" die
sperrgitter wegzuraeumen begannen, hatten aber nicht die geringste
chance, das gerichtsgebaeude zu stuermen, als die wasserwerfer einsetzten
und schlagstockschwingende polizisten den demonstranten zu pferde
nachsetzten. im januar 1968 wurden von 92 verfahren gegen polizeibeamte
wegen ihres verhaltens beim einsatz vor der deutschen oper 82
eingestellt. "eher geht ein rindvieh durchs schluesselloch, als dass
deutsche beamte an der glaubwuerdigkeit deutscher beamten zweifelten."
(schlusswort von fritz teufel in der hauptverhandlung, vgl. sueddeutsche
zeitung, 16.12.67)
die asten kippen nach links
in den folgenden monaten
kippten fast alle asten der brd nach links und entwickelten sich von
staendisch orientierten interessenvertretungen hin zu politischen
strukturen, die auf radikale gesellschaftliche veraenderungen zielten.
tausende studierende beteiligten sich an "kritischen universitaeten", an
antiimperialistischen aktionen und an protesten gegen die
notstandsgesetze, gegen den krieg in vietnam und am boykott gegen die
springer-presse. aus einer zunaechst emotionalen protesthaltung
formierte sich eine soziale bewegung, die es wenigestens ueber eine
kurze zeit lang verstand, die "versteinerten verhaeltnisse" des kalten
krieges und der organisierten klassenkaempfe der deutschen
nachkriegsgesellschaft ein wenig zu veraendern.
* * *
literatur zum 2. juni
- kursbuch 12, der nicht erklaerte notstand.
dokumentation und analyse eines berliner sommers. hrsg. hans magnus
enzensberger, suhrkamp verlag, frankfurt a.m. 1968
- asta fu berlin,
dokumente des 2. juni 1967 und der zeit danach, berlin 1967
- wolfgang
lefevre, ursachen und konsequenzen des 2. juni, in: neue kritik, nr.
42/43, august 1967, s. 8
- bericht des parlamentarischen
untersuchungsausschusses. drucksache des abgeordnetenhauses von berlin.
v. wahlperiode, nr. 161, 1. beschlussempfehlung des 1.
untersuchungsausschusses - v. wahlperiode - vom 18.9.67 zum antrag der
fraktion der fdp ueber einsetzung eines untersuchungsausschusses -
drucksache 73
- uwe bergmann/rudi dutschke/wolfgang lefevre/bernd rabehl,
rebellion der studenten oder die neue opposition, rowohlt verlag,
reinbek 1968
- ulrich chaussy, die drei leben des rudi dutschke. eine
biographie. ch. links verlag, september 1993
- juergen miermeister, rudi
dutschke. rowohlt bildmonographien, februar 1986
- tilman fichter/siegward
loennendonker, kleine geschichte des sds. der sozialistische deutsche
studentenbund von 1946 bis zur selbstaufloesung. rotbuch verlag berlin,
1977
- michael ruetz, sichtbare zeit, photographien 1965-1995,
zweitausendeins
- stefan aust, der baader-meinhof-komplex, hoffman und
campe, hamburg 1985
- michael 'bommi' baumann, wie alles anfing. muenchen
1975
- juergen habermas, protestbewegung und hochschulreform, frankfurt
a.m. 1969
- kai hermann, die revolte der studenten, hamburg 1967
- juergen
miermeister/jochen staadt (hrsg.): provokationen. die studenten- und
jugendrevolte in ihren flugblaettern 1965-1971. darmstadt/neuwied 1980
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abbildungen
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